KenFM liefert einerseits äußerst informativen und "kritischen" Journalismus. Andererseits wird KenFM äußerst "kritisch" als populistisch oder gar antisemitisch verdammt. Linksradikale, Linksliberale, Konservative, Rechtskonservative, Kabarettisten und Prominente aus verschiedenen Lagern und Traditionen haben mit KenFM bereits zusammen gearbeitet oder der Plattform zumindest hochkarätige Interviews gewährt. Zugleich wird KenFM sowohl von links wie auch von rechts zum Teil scharf verurteilt. Wie kommt es zu solch widersprüchlicher Einschätzung dieser kontroversen Informationsplattform über politische Grenzlinien und Organisationsformen hinweg? Das ist Thema dieses Artikels.
Jede Staatsmacht basiert prinzipiell auf Unterdrückung und Normierung. Abweichendes Verhalten wird bestraft, wenn es die Staatsraison verletzt. Das ist in der BRD heute das selbe Prinzip wie seit jeher in den USA, in der stalinistischen Sowjetunion, im postsowjetischen Russland, im heutigen Fascho-Ungarn oder in der faschisierten Westukraine. Der Staat unterdrückt. Das ist sein Wesen. Natürlich können die Bürger der Bundesrepublik überaus froh sein, dass ihr Staat noch relativ nett zu ihnen ist. Allerdings ist die Grundlage von Staatlichkeit immer die selbe: eine Gruppe von Menschen, die einen Staat repräsentieren, unterwirft andere Gruppen von Menschen der Staatsraison. Wie hart die Unterwerfung ist und was die Staatsraison beinhaltet, das unterscheidet die Staaten vor allem.
FOTO: RBB |
KenFM im Rahmen der politischen Landschaft und Medienlandschaft in der BRD
Ursprünglich war die BRD eine stabile bürgerliche Demokratie mit bemerkenswerten Besonderheiten: sie war ein sozialer, rechtsstaatlicher, antitotalitärer, pluralistischer Bundesstaat, dem obendrein eine Armee untersagt war. Diese Zeiten sind vorbei. Zunächst wurde die Bundeswehr wieder eingeführt. Dann wurde der Rechtsstaat für politische Gegner wie die KPD und die radikale Linke abgeschafft, sodass es mit der BILD-"Zeitungs"-Hetze zu Übergriffen auf linke Aktivisten und sogar zur Ermordung Benno Ohnesorgs kam, zu Berufsverboten aufgrund eines "Radikalenerlasses", ungeheuerlichen Attacken auf abweichende Meinungen usw.
Die heutige BRD ist nicht mehr die westliche Vorzeigedemokratie, die sie einmal war. Heute ist die BRD eine nur scheinbar stabile bürgerliche Demokratie. Sie ist nicht mehr ein sozialer, rechtsstaatlicher, antitotalitärer, pluralistischer Staat ohne Armee. Die BRD offenbart immer mehr, dass sie eine postdemokratische bürgerliche Klassendiktatur ist, in der Sozial-, Rechts- und Verfassungsstaat, der parteipolitische und mediale Pluralismus, die Wehrdemokratie und der international verordnete Pazifismus der 50er Jahre nach und nach abgebaut werden. Die BRD ist heute eine Postdemokratie mit Trend nach rechts.
Postdemokratisch ist die heutige BRD deswegen, weil sie die Formen der bürgerlich-parlamentarischen Demokratie aufrecht erhält, aber immer weiter aushöhlt, entleert oder zersetzt. Faktisch wird eine gefährliche Entdemokratisierung des Staates vorangetrieben. Immer deutlicher wird, dass eine winzige Elite von Reichen und Mächtigen den Staat zum Instrument politökonomischer Klasseninteressen macht. Präsident Gauck warnt vor direkter Demokratie und zu selbstbewussten Bürgern. Kanzlerin Merkel fordert eine marktkonforme Demokratie. Ex-Präsident Köhler sprach offen aus, dass es bei den neuen Kriegen der BRD um wirtschaftliche Interessen geht. Propagandisten der Staatsraison wie Markus Lanz verraten die qualitativen Mindeststandards des Journalismus, nur um politische Opponenten wie Vertreter der Linkspartei zu attackieren. Israelkritische Positionen werden ganz schnell als Antisemitismus diffamiert, vor allem, wenn es um die Frage von Krieg und Frieden geht. Die Gewerkschaften trauen sich schon lange nicht mehr, den Standortnationalismus der SPD zu attackieren und die Werte der Arbeiterbewegung umzusetzen. Zudem wird immer offensichtlicher, dass es Teil deutscher Staatsraison ist, sich mit dem Euro und der EU-Politik andere Staaten und Bevölkerungen zu unterwerfen. Die Griechen, Spanier, Portugiesen, Ukrainer usw. können ein Lied davon singen. Der Umbau der BRD in eine antidemokratische Republik der Kapitalisten und Mächtigen ist fast komplett.
Dennoch gibt es Widerstand. Der Umbau des Sozialstaats erfuhr Kritik und Protest seitens der Arbeitslosen, Schüler, Studenten, Arbeiter und explizit Linken. Auch die Spardiktate und Entdemokratisierungsprozesse in der EU durch deutsche Politik wurden scharf attackiert. Bildungsstreik, Hartz4-Proteste, Occupy, Blockupy, G8-Proteste, Streiks und sonstige politische Aktionen zeigten in den letzten Jahren, dass die Bevölkerung keine formlose, passive Masse ist. Aus der Bevölkerung formen sich immer wieder mehr oder weniger organisierte Proteste gegen diese Politik. Der Entpolitisierung im Rahmen der Postdemokratie wird so ein Gegentrend entgegengesetzt.
KenFM repräsentiert eine konkrete Form dieses Gegentrends. KenFM ist im engeren Sinne eine Gruppe von bestimmten Menschen um den Ex-ZDF-Journalisten Ken Jebsen, die sich das Ziel gesetzt hat, die entpolitisierten, müden, passiven Opfer der postdemokratischen Politik wachzurütteln, zu politisieren und zu mobilisieren. Das geschieht im Internet und auf politischen Veranstaltungen und Demos. KenFM ist in diesem Sinne eine Arbeitsgruppe im Rahmen der alternativen Medien im deutschsprachigen Raum. Daher kommt es durch KenFM zu annähernd tagespolitischen Berichten, oft erstklassigen Interviews und anderen Formen der Gegeninformation.
KenFM ist aber im breiteren Sinne eine relativ unorganisierte Bewegung von Menschen, die sich an der Arbeitsgruppe um Ken Jebsen formiert hat. Innerhalb dieser Bewegung gibt es schon lange politisierte Menschen genauso wie Menschen, die gerade erst politisiert wurden. Sie alle eint, dass sie sich gegen die postdemokratischen Zustände in der Welt empören und es satt haben, passiv zuzusehen. Unter diesen Empörten gibt es gestandene Linke, die verschiedensten Traditionen angehören, ebenso wie krude, rechtsgerichtete und verwirrte Verschwörungstheoretiker...
Die Verschwörungstheoretiker schwadronieren ab und an über solche Gefahren wie die amerikanische Federal Reserve Bank (FED), den Yellowstone-Nationalpark, Aliens im Sinne von Ausländern oder Außerirdischen usw. Die Verschwörungstheorien dieser mehr oder weniger verwirrten Menschen gehen so weit, dass sie eine virulente Zersetzung kritischen Denkens auch und gerade bei den Linkeren erkennen. Demnach sind auch die linken Aktivisten im Grunde nur Erscheinungen eines einheitlichen staatlichen Komplotts. Daher dürfe man Niemanden, auch und vor allem den schärfsten linken Kritikern des Systems, nicht vertrauen...
KenFM und Ken Jebsen dienen als Orientierungspunkte oder Köpfe dieser Bewegung. Da viele in der KenFM-Bewegung kaum kritisch und wissenschaftlich denken können, fällt es ihnen auch schwer, Ken Jebsen nicht zu ihrem ideologischen Kopf zu machen. Ken Jebsen kritisiert genau diesen Personenkult immer wieder und lehnt es ab, die politische Verantwortung und Organisation des Widerstands in der postdemokratischen Republik zu übernehmen. Dennoch wird ein Kult um Ken Jebsen gemacht. Es erinnert an die Story des Spielfilms Fight Club. Jebsen kritisiert also diesen unkritischen Trend in der Bewegung, aber er ist natürlich auch dafür verantwortlich zu machen. Handlung impliziert immer Verantwortung. Immer. Das gilt auch für Ken Jebsen. Jebsen lehnt die klare Einordnung in politische Spektren und unter politische Organisationen ab mit Verweis auf den aufklärerischen und emanzipatorischen Imperativ: "Wage, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!"
KenFM ist also eine äußerst widersprüchliche Erscheinung in der postdemokratischen Medienlandschaft Deutschlands. Linke wie Rechte und Menschen, die sich als "unideologisch", "ideologiefrei", "weder links noch rechts", einfach "menschlich" oder was auch immer verstehen versammeln sich hier. Aufklärungsphilosophie und okkulte Theorien verbotenen Wissens treffen hier aufeinander und mischen sich teilweise. Solch ein Pluralismus ist das Kennzeichen jeder landesweiten Bewegung. Sonst wäre es eine rein verschwörerische Truppe einer Sektenführung. Völlige Einheitlichkeit erreichen nicht einmal die Gewerkschaften, die Kirchen oder die Linkspartei. Eine völlig offene Bewegung ohne Statuten und klare Grundsätze ist natürlich noch viel pluraler.
Für Linke muss es aber stets darum gehen, solch eine Bewegung fortschrittlicher zu machen oder sie zu bekämpfen, sofern sie offensichtlich von rechts vereinnahmt wird. Die Frage ist nun, ob KenFM nach rechts oder nach links driftet. Entsprechend ließen sich linke Gemüter in letzter Zeit anhand dieser Frage spalten.
Kritik an KenFM
Ken Jebsen, der Frontmann von KenFM, ist wie jeder bekanntere Antikapitalist eine umstrittene Figur. In der halb-demokratischen und halb-populistischen Informationsquelle Wikipedia kann man lesen, wieso Jebsen unter anderem so kontrovers gemacht wurde:
Verschwörungstheoretische Positionen und Antisemitismus? Das ist ein äußerst übler Vorwurf, in Deutschland sogar der übelste Vorwurf, den man einem Kapitalismuskritiker und Demokraten machen kann. Nichts diffamiert einen Menschen im gegenwärtigen Deutschland mehr als solch ein Vorwurf, außer vielleicht der Vorwurf der Kinderschänderei, der von der radikalen Linken über die "Mitte" bis hin zur faschistischen Rechten einhellig Empörung hervorrufen dürfte, außer vielleicht bei Teilen der Grünen... Immerhin ist verschwörungstheoretischer Antisemitismus oder Hitlerismus der schwerste politische Vorwurf, den man einem politisch Engagierten in Deutschland machen kann. Menschen können und sollen auf diese oft niederträchtige Weise mundtot gemacht werden. Nazis, Faschisten, Ultrarechte etc. trifft solch ein Vorwurf nicht selten zurecht. Aber gerade bei redlichen Kapitalismuskritikern ist es oft kein berechtigter Vorwurf, sondern schlicht und einfach Rufmord, Diffamierung.
Seitens der gehobenen Gesellschaft Deutschlands wird diese Methode mit Bedacht gewählt. Seitens der minderbemittelten "guten" Gesellschaft - dem konservativen, (links-)liberalen und linkischen Bildungsbürgertum - wird diese verbale Waffe weitaus häufiger und weitaus weniger bedacht angewandt. Sie ist ein steter Trumpf im Ärmel, eine altbekannte Geheimwaffe, eine Art Splitterbombe, die vor allem Unschuldige zerfetzt. Mit der Nutzung dieser verheerenden Waffe blamiert sich das "Bildungsbürgertum" oft genug als ein BILD-"Zeitungs"-Bürgertum, selbst wenn es die BILD-"Zeitung" gar nicht liest. Die Ideen und Motive sind sich ähnlich. Solch ein Bürgertum ist mehr in der abstoßenden Ideologie der Springerpresse zuhause als in der eigenen Bibliothek.
Der industrielle Massenmord an den europäischen Juden, der Holocaust bzw. die Shoa, ragt unter den Verbrechen der Herrschenden in Nazi-Deutschland besonders heraus, denn er war bisher von einmaliger Qualität: ausgerechnet Deutschland, damals eines der zivilisiertesten Länder der Welt, hat die barbarischste Tat der Weltgeschichte, das barbarischste Komplott, den barbarischsten Mord der Weltgeschichte geplant und beinahe bis zum Ende durchgeführt. Das so genannte "Land der Dichter und Denker", hat sich entpuppt als das Land der Hitler, Heckler & Koch.
"Deutschlandweit bekannt wurde Jebsen 2011 durch seine Entlassung beim RBB, nachdem er verschwörungstheoretische Positionen vertreten hatte und der Vorwurf des Antisemitismus gegen ihn erhoben worden war."
"Antisemit!" Ein Vorwurf als Herrschaftsinstrument
Verschwörungstheoretische Positionen und Antisemitismus? Das ist ein äußerst übler Vorwurf, in Deutschland sogar der übelste Vorwurf, den man einem Kapitalismuskritiker und Demokraten machen kann. Nichts diffamiert einen Menschen im gegenwärtigen Deutschland mehr als solch ein Vorwurf, außer vielleicht der Vorwurf der Kinderschänderei, der von der radikalen Linken über die "Mitte" bis hin zur faschistischen Rechten einhellig Empörung hervorrufen dürfte, außer vielleicht bei Teilen der Grünen... Immerhin ist verschwörungstheoretischer Antisemitismus oder Hitlerismus der schwerste politische Vorwurf, den man einem politisch Engagierten in Deutschland machen kann. Menschen können und sollen auf diese oft niederträchtige Weise mundtot gemacht werden. Nazis, Faschisten, Ultrarechte etc. trifft solch ein Vorwurf nicht selten zurecht. Aber gerade bei redlichen Kapitalismuskritikern ist es oft kein berechtigter Vorwurf, sondern schlicht und einfach Rufmord, Diffamierung.
Seitens der gehobenen Gesellschaft Deutschlands wird diese Methode mit Bedacht gewählt. Seitens der minderbemittelten "guten" Gesellschaft - dem konservativen, (links-)liberalen und linkischen Bildungsbürgertum - wird diese verbale Waffe weitaus häufiger und weitaus weniger bedacht angewandt. Sie ist ein steter Trumpf im Ärmel, eine altbekannte Geheimwaffe, eine Art Splitterbombe, die vor allem Unschuldige zerfetzt. Mit der Nutzung dieser verheerenden Waffe blamiert sich das "Bildungsbürgertum" oft genug als ein BILD-"Zeitungs"-Bürgertum, selbst wenn es die BILD-"Zeitung" gar nicht liest. Die Ideen und Motive sind sich ähnlich. Solch ein Bürgertum ist mehr in der abstoßenden Ideologie der Springerpresse zuhause als in der eigenen Bibliothek.
Der industrielle Massenmord an den europäischen Juden, der Holocaust bzw. die Shoa, ragt unter den Verbrechen der Herrschenden in Nazi-Deutschland besonders heraus, denn er war bisher von einmaliger Qualität: ausgerechnet Deutschland, damals eines der zivilisiertesten Länder der Welt, hat die barbarischste Tat der Weltgeschichte, das barbarischste Komplott, den barbarischsten Mord der Weltgeschichte geplant und beinahe bis zum Ende durchgeführt. Das so genannte "Land der Dichter und Denker", hat sich entpuppt als das Land der Hitler, Heckler & Koch.
Im Zuge des Zweiten Weltkrieges verwandelte sich der hitleristische Staat, der ohnehin schon äußerst antidemokratisch, antiproletarisch und antisemitisch war, in einen staatlichen Apparat der Massenvernichtung ohne Gleichen. Zwar haben andere staatliche Apparate, wie etwa der stalinistische, der maoistische oder der US-amerikanische insgesamt weit mehr Leben "auf dem Gewissen", aber die hitleristische Staatsmaschinerie war bisher offenbar die konsequenteste und entschiedenste Tötungsmaschinerie auf diesem Planeten. In kürzester Zeit mehrere Millionen Menschen umzubringen haben auch andere herrschende Klassen und ihre hassenswerten Lakaien geschafft. Aber industriekapitalistisch die gezielte millionenfache Verleumdung, Verfrachtung und Vernichtung in Konzentrationslagern, um ein ganzes Volk mit äußerster Konsequenz auszulöschen, konnte nur von den staatskapitalistischen Konzernen und Bürokraten des NS-Staates ersonnen und erledigt werden. Denn in Deutschland war der Antisemitismus Anfang des 20. Jahrhunderts von besonders kranker und konsequenter Natur.
Zwar war auch der russische Zarismus zutiefst antisemitisch, so antisemitisch sogar, dass zaristische Beamte die Verschwörungstheorie von der "jüdischen Weltverschwörung" samt den "Protokollen von Zion" erfanden, aber auch der christlich-orthodoxe Antisemitismus im Zarenreich musste im Vergleich zum deutschen Rassenantisemitismus harmlos wirken. Der christliche Antisemitismus erlaubte konvertierten Juden zumindest eine gewisse Integration in die Glaubensgemeinschaft und in die "höhere" Gesellschaft.
Der deutsche Rassenantisemitismus erlaubte dagegen prinzipiell keine Integration der Juden in die deutsche Gemeinschaft, denn aus diesem Standpunkt heraus waren die Juden keine religiöse oder nationale Gemeinschaft, sondern eine biologische "Rasse", die ein ewiges "jüdisches" Prinzip verkörpere, das dem "Geist" der Deutschen völlig widerspreche. Daher war für deutsche Antisemiten und Nazis die Integration der Juden unmöglich. Einzig Ausweisung oder Auslöschung der Juden erschienen ihnen als mögliche Lösungen für die so genannte "Judenfrage".
Der Antisemitismus der deutschen Faschisten, der Nazis, ging aber darüber hinaus. Er war ebenso verschwörungstheoretisch wie der zaristische, aber wandte sich mit noch mehr Hass gegen Demokraten, Sozialisten und Kommunisten als es der Zarismus tat. Für die Nazis waren Juden, Judentum, Sozialdemokratie, Kommunismus und Finanzaristokratie identische Übel. Sie verkörperten den Nazis zufolge das selbe Prinzip, mit dem es keinen Kompromiss geben konnte. Tatsächlich sagte das weniger über die Gemeinsamkeit dieser verschiedenen Phänomene als über die verschwörungstheoretischen Feindbilder der Nazis aus. Für die Nazis waren Gruppen, die ihnen fremd waren, die sie nicht begreifen konnten und die ihren Volkswahn nicht teilten Ein und das Selbe.
Das Hitler-Regime, der Zweite Weltkrieg und die Massenmorde an mehreren Millionen Menschen unter dem Hitlerismus prägen die soziale und mediale Ordnung Deutschlands noch immer. Das Erbe des Hitlerismus in der BRD ist eine schwere Bürde, die noch immer nicht bewältigt ist. Denn wie Horkheimer in seinen besseren Jahren sagte:
Und noch immer wird der enge Zusammenhang von kapitalistischer Krise und Aufstieg des Faschismus vernachlässigt, womit sowohl der Faschismus als auch der Kapitalismus verharmlost werden. Nicht die bürgerliche Gesellschaft und die bürgerliche Herrschaft und ihre negative Auswirkungen werden als Ursachen für den Hitlerismus benannt. Kapitalismuskritikern wird umgekehrt sogar reflexartig Antisemitismus vorgeworfen, sobald sie massenwirksame oder konkrete Kritik am Kapitalismus bringen!
Sogar ansonsten ziemlich radikale Kapitalismuskritiker wie Jutta Ditfurth, die für ihre großartige Kritik an den Grünen bekannt ist, brachten auf diese Weise unter dem Schleier einer Lektion linker Grundbegriffe eine äußerst destruktive Kritik an der Kapitalismuskritik und der politischen Praxis von KenFM:
Moshe Zuckermann, der großartige Israel- und Deutschlandexperte und kritische Historiker und Soziologe, der in beiden Ländern beheimatet ist und in beiden Ländern am äußersten linken Rand anzusiedeln ist, hat es zu bemerkenswerten Einsichten über den niederträchtigen Vorwurf des Antisemitismus gegenüber Gesellschaftskritikern gebracht. In seinem Buch "Antisemit!" Ein Vorwurf als Herrschaftsinstrument konzentriert er sich auf diese Frage und stellt fest, dass der Antisemitismusvorwurf meist weniger von der Sorge an realen Menschen, an realen Juden oder realen Opfern von Antisemitismus motiviert ist als es scheint. Vielmehr sei es ein pragmatisches und zugleich zutiefst ideologisches Werkzeug, um unangenehme Gesellschaftskritik zu verleumden und zugleich die eigenen bornierten Interessen zu bedienen.
In diesem Sinne können die Vorwürfe seitens der Grünen, der Sozialdemokraten, gewissen "Feministen" und Postmodernisten in Deutschland und der zionistischen "Linken" und "Liberalen", der offen rassistischen Nationalisten und völkischen Fanatiker in Israel begriffen werden. Es geht ihnen bei solchen Vorwürfen vor allem darum, die eigenen Interessen zu stärken und politische Konkurrenten zu schwächen. Denn ginge es ihnen um Menschenrechte, würden sie in anderen Fragen auch konsequent für die Einhaltung der Menschenrechte streiten und kämpfen. Das tun aber ausgerechnet diese Leute selten. Weder sind Cem Özdemir, noch Herr Steinmeier, Alice Schwarzer, Jürgen Habermas oder Israels Netanjahu große Vorkämpfer für Menschenrecht, Antifaschismus und Befreiung von Ausbeutung und Unterdrückung. Sie sind knallharte Ideologen der bürgerlichen Herrschaft. Ihre "Solidarität" gilt entsprechend nicht den Unterdrückten, sondern sich selbst. Insofern ist solch eine "linke" Kritik an den Diffamierten oft keine linke Kritik, sondern schlicht Diffamierung.
Nun könnte es ja sein, dass die Arbeitsgruppe von KenFM antisemitische und verschwörungstheoretische Propaganda betreibt, wie von einigen Seiten unterstellt. Auch nach längerem Suchen im Internet, in den Beiträgen und Interviews von KenFM fällt es einem durchschnittlich intelligenten Menschen jedoch äußerst schwer, solche Propaganda eindeutig zu finden. "Linke" Kritik an KenFM greift daher nicht ganz selten selbst zu verschwörungstheoretischen Thesen, um dennoch irgendwo eine Art von Antisemitismus und Verschwörungstheorie zu finden, selbst da, wo Interviews mit Nationalisten wie Jürgen Elsässer geführt werden.
Da wirkt im Übrigen die postmoderne Argumentationslogik Wunder. Rationale, intersubjektiv nachvollziehbare und objektivierbare Theoriebildung war noch nie die Stärke der Postmodernisten, selbst nicht der linkeren unter ihnen. Der Antisemitismusvorwurf gegen Menschen, die gar keine Antisemiten sind, kann dank wenig rationaler Argumentationsfiguren auch aus der postmodernen Tradition heraus immerhin auch in die Kreise des Bildungsbürgertums erhoben werden und Akzeptanz finden.
So kann schon mal der ein oder andere Satz seitens KenFM aus dem Zusammenhang gerissen und total entstellt werden. Es kann auch passieren, dass zugegebenermaßen unkluge Vergleiche seitens KenFM als "Beleg" für antisemitische Verharmlosung des Holocaust verwendet werden. Ferner kann die scharfe Kritik von KenFM an der israelischen, deutschen oder amerikanischen Staatsraison als im Kern antisemitisch unterstellt werden. Zudem kann auch eine angebliche Fokussierung auf den Nahostkonflikt, oder auf Pazifismus, Völkerrecht und Menschenrecht als antisemitisches Ressentiment dämonisiert werden. So kann linke Gesellschaftskritik und Einsatz für Menschenrechte durch die verschwörungstheoretische Brille mit einem Mal zu rechter Blut-und-Boden-Ideologie, Rassenwahn, Antisemitismus, Verherrlichung diktatorischer Regimes oder dergleichen umlackiert werden. Dass solch eine Uminterpretation fortschrittlicher Tätigkeiten der globalen Linken nicht gerade hilft, sollte evident sein. Ist es aber scheinbar nicht.
Der deutsche Rassenantisemitismus erlaubte dagegen prinzipiell keine Integration der Juden in die deutsche Gemeinschaft, denn aus diesem Standpunkt heraus waren die Juden keine religiöse oder nationale Gemeinschaft, sondern eine biologische "Rasse", die ein ewiges "jüdisches" Prinzip verkörpere, das dem "Geist" der Deutschen völlig widerspreche. Daher war für deutsche Antisemiten und Nazis die Integration der Juden unmöglich. Einzig Ausweisung oder Auslöschung der Juden erschienen ihnen als mögliche Lösungen für die so genannte "Judenfrage".
Der Antisemitismus der deutschen Faschisten, der Nazis, ging aber darüber hinaus. Er war ebenso verschwörungstheoretisch wie der zaristische, aber wandte sich mit noch mehr Hass gegen Demokraten, Sozialisten und Kommunisten als es der Zarismus tat. Für die Nazis waren Juden, Judentum, Sozialdemokratie, Kommunismus und Finanzaristokratie identische Übel. Sie verkörperten den Nazis zufolge das selbe Prinzip, mit dem es keinen Kompromiss geben konnte. Tatsächlich sagte das weniger über die Gemeinsamkeit dieser verschiedenen Phänomene als über die verschwörungstheoretischen Feindbilder der Nazis aus. Für die Nazis waren Gruppen, die ihnen fremd waren, die sie nicht begreifen konnten und die ihren Volkswahn nicht teilten Ein und das Selbe.
Das Hitler-Regime, der Zweite Weltkrieg und die Massenmorde an mehreren Millionen Menschen unter dem Hitlerismus prägen die soziale und mediale Ordnung Deutschlands noch immer. Das Erbe des Hitlerismus in der BRD ist eine schwere Bürde, die noch immer nicht bewältigt ist. Denn wie Horkheimer in seinen besseren Jahren sagte:
"Wer vom Faschismus spricht, aber nicht vom Kapitalismus, der sollte besser schweigen".
Und noch immer wird der enge Zusammenhang von kapitalistischer Krise und Aufstieg des Faschismus vernachlässigt, womit sowohl der Faschismus als auch der Kapitalismus verharmlost werden. Nicht die bürgerliche Gesellschaft und die bürgerliche Herrschaft und ihre negative Auswirkungen werden als Ursachen für den Hitlerismus benannt. Kapitalismuskritikern wird umgekehrt sogar reflexartig Antisemitismus vorgeworfen, sobald sie massenwirksame oder konkrete Kritik am Kapitalismus bringen!
Sogar ansonsten ziemlich radikale Kapitalismuskritiker wie Jutta Ditfurth, die für ihre großartige Kritik an den Grünen bekannt ist, brachten auf diese Weise unter dem Schleier einer Lektion linker Grundbegriffe eine äußerst destruktive Kritik an der Kapitalismuskritik und der politischen Praxis von KenFM:
"LINKS ODER RECHTS? Lektion 1
Einige scheinen den Unterschied nicht zu kennen oder sie tun so. Ich will es Euch ganz einfach erklären: Links sein heisst auf der Seite der Ausgebeuteten, Gedemütigten und Versklavten zu stehen und Werte wie soziale Gleichheit als Grundlage wirklicher Freiheit zu verteidigen. Diese Position radikaler Humanität schließt jede Form der Entwertung von Menschen aus.
Rechts zu sein, bedeutet sich auf die Seite der Inhumanität zu stellen, und z.B. Hierarchien und Herrschaftssysteme nur anzugreifen, um sie durch solche zu ersetzen, von denen man selbst einen Vorteil hat. Rechts zu sein, bedeutet Menschen und Menschengruppen zu entwerten (Rassismus, Antisemitismus, Sexismus usw.).
Wer behauptet, wie das die Neue Rechte tut, es gebe werde links noch rechts, verschleiert nur dass er rechts steht! Manche wissen genau was sie damit tun. Manche ihrer Anhänger_innen aber sind politisch (noch) zu ungebildet, um den Unterschied zu kennen. Sie sollten anfangen zu lernen, damit die rechten Rattenfänger sie nicht missbrauchen können.
Klar ist, dass es innerhalb der so definierten Linken und der so definierten Rechten z.T. große Unterschiede gibt."
Moshe Zuckermann, der großartige Israel- und Deutschlandexperte und kritische Historiker und Soziologe, der in beiden Ländern beheimatet ist und in beiden Ländern am äußersten linken Rand anzusiedeln ist, hat es zu bemerkenswerten Einsichten über den niederträchtigen Vorwurf des Antisemitismus gegenüber Gesellschaftskritikern gebracht. In seinem Buch "Antisemit!" Ein Vorwurf als Herrschaftsinstrument konzentriert er sich auf diese Frage und stellt fest, dass der Antisemitismusvorwurf meist weniger von der Sorge an realen Menschen, an realen Juden oder realen Opfern von Antisemitismus motiviert ist als es scheint. Vielmehr sei es ein pragmatisches und zugleich zutiefst ideologisches Werkzeug, um unangenehme Gesellschaftskritik zu verleumden und zugleich die eigenen bornierten Interessen zu bedienen.
In diesem Sinne können die Vorwürfe seitens der Grünen, der Sozialdemokraten, gewissen "Feministen" und Postmodernisten in Deutschland und der zionistischen "Linken" und "Liberalen", der offen rassistischen Nationalisten und völkischen Fanatiker in Israel begriffen werden. Es geht ihnen bei solchen Vorwürfen vor allem darum, die eigenen Interessen zu stärken und politische Konkurrenten zu schwächen. Denn ginge es ihnen um Menschenrechte, würden sie in anderen Fragen auch konsequent für die Einhaltung der Menschenrechte streiten und kämpfen. Das tun aber ausgerechnet diese Leute selten. Weder sind Cem Özdemir, noch Herr Steinmeier, Alice Schwarzer, Jürgen Habermas oder Israels Netanjahu große Vorkämpfer für Menschenrecht, Antifaschismus und Befreiung von Ausbeutung und Unterdrückung. Sie sind knallharte Ideologen der bürgerlichen Herrschaft. Ihre "Solidarität" gilt entsprechend nicht den Unterdrückten, sondern sich selbst. Insofern ist solch eine "linke" Kritik an den Diffamierten oft keine linke Kritik, sondern schlicht Diffamierung.
Da wirkt im Übrigen die postmoderne Argumentationslogik Wunder. Rationale, intersubjektiv nachvollziehbare und objektivierbare Theoriebildung war noch nie die Stärke der Postmodernisten, selbst nicht der linkeren unter ihnen. Der Antisemitismusvorwurf gegen Menschen, die gar keine Antisemiten sind, kann dank wenig rationaler Argumentationsfiguren auch aus der postmodernen Tradition heraus immerhin auch in die Kreise des Bildungsbürgertums erhoben werden und Akzeptanz finden.
So kann schon mal der ein oder andere Satz seitens KenFM aus dem Zusammenhang gerissen und total entstellt werden. Es kann auch passieren, dass zugegebenermaßen unkluge Vergleiche seitens KenFM als "Beleg" für antisemitische Verharmlosung des Holocaust verwendet werden. Ferner kann die scharfe Kritik von KenFM an der israelischen, deutschen oder amerikanischen Staatsraison als im Kern antisemitisch unterstellt werden. Zudem kann auch eine angebliche Fokussierung auf den Nahostkonflikt, oder auf Pazifismus, Völkerrecht und Menschenrecht als antisemitisches Ressentiment dämonisiert werden. So kann linke Gesellschaftskritik und Einsatz für Menschenrechte durch die verschwörungstheoretische Brille mit einem Mal zu rechter Blut-und-Boden-Ideologie, Rassenwahn, Antisemitismus, Verherrlichung diktatorischer Regimes oder dergleichen umlackiert werden. Dass solch eine Uminterpretation fortschrittlicher Tätigkeiten der globalen Linken nicht gerade hilft, sollte evident sein. Ist es aber scheinbar nicht.
Die bürgerliche Ideologie
Bei dem sowohl linksradikalen wie auch postmodernen Philosophen und Witze-Erzähler Slavoj Zizek wird deutlich, wieso die Linke wie auch sonstige Bürger der bürgerlichen Gesellschaft nicht davor gefeit sind, merkwürdige Dinge zu fühlen, zu denken, zu sagen und zu tun. Allerdings ist Zizek eben keiner der Postmodernisten, die derartig verschwörungstheoretische Argumente vorbringen wie oben genannt. Zizek hat krude Theorien, aber sie sind von großer analytischer Gewalt, die das Handeln der Menschen beleuchten.
Die bürgerliche Gesellschaft spiegelt sich wider in der bürgerlichen Ideologie. Diese Ideologie besteht nicht bloß aus einfachen Lehrsätzen, offensichtlichen Dogmen und offen ausgesprochenen Verboten. Ideologie ist darüber hinaus, so verdeutlicht Zizek immer wieder, eine gesellschaftliche Tätigkeit, die vor allem mit den gesellschaftlichen Verhältnissen zusammenhängt. Ein häufig von Zizek ausgedrückter Gedanke ist: Ideologie ist es, wenn Leute etwas Bestimmtes tun, obwohl sie es besser wissen.
Die bürgerliche Gesellschaft spiegelt sich wider in der bürgerlichen Ideologie. Diese Ideologie besteht nicht bloß aus einfachen Lehrsätzen, offensichtlichen Dogmen und offen ausgesprochenen Verboten. Ideologie ist darüber hinaus, so verdeutlicht Zizek immer wieder, eine gesellschaftliche Tätigkeit, die vor allem mit den gesellschaftlichen Verhältnissen zusammenhängt. Ein häufig von Zizek ausgedrückter Gedanke ist: Ideologie ist es, wenn Leute etwas Bestimmtes tun, obwohl sie es besser wissen.
Linke wissen oft genau, was sie gerade tun und dass es ihnen und ihren Zielen schaden dürfte, aber sie tun es oft dennoch. Sie spalten sich, zerstreiten sich, beleidigen sich, bekämpfen sich, liquidieren sich gegenseitig - mit dem Resultat, dass die nicht-linke "höhere" Gesellschaft wie gehabt weitermachen kann und auch noch spöttisch auf die so zerrissene Linke mit dem Zeigefinger zeigen kann. Linke wissen genau, dass diese scheinbar ewige Wiederkehr der linken Selbstzerfleischung für die Einheit der Linken schädlich ist. Aber sie tun es anhand ideologischer Linien trotzdem. Auch sie sind von der bürgerlichen Ideologie erfasst, die ihnen nicht nur Konkurrenz, Erfolgsstreben und Konsumrausch vermittelt, sondern auch ein negatives und pessimistisches Menschenbild.
Dieses pessimistische Menschen- und Weltbild kommt nicht von ungefähr. Es ist ein notwendiges Resultat der bürgerlichen Gesellschaft in ihrem offenkundigen Verfallsprozess. Es ist für praktisch alle erwachsenen Menschen dieser Welt absolut offenkundig, dass diese Welt verkehrt läuft, dass etwas mit ihr nicht stimmt, dass es anders besser wäre. Zugleich ist für die meisten keine greifbare, realistische und glaubwürdige Alternative erlebbar. Das Erleben der meisten Menschen dieser Welt ist sogar im Gegenteil von Elend, Schmutz, Heuchelei und Bosheit geprägt. Natürlich erleben die meisten auch das Gute dieser Welt. Aber es erscheint in einer insgesamt "falschen" Welt wie eine kleine Insel oder wie eine Inselgruppe in einem Meer aus Blut und Schmutz. Margaret Thatcher, die widerliche "Eiserne Lady" hat dieser Ideologie einen Slogan gegeben: T.I.N.A. = there is no alternative. Die scheinbare Alternativlosigkeit des Kapitalismus ist der letzte Grund für die bürgerliche Ideologie, deren Kern es ist, die bürgerliche Gesellschaft als Ende der Geschichte zu betrachten. Es ist kein Zufall, dass der Ideologe des amerikanischen Großbürgertums Francis Fukuyama nach dem Zerfall des scheinbar nicht-kapitalistischen Ostblocks das "Ende der Geschichte" ausrief. Die letzte große Herausforderung der bürgerlichen Gesellschaft schien besiegt worden zu sein. Fukuyama hat sich gewaltig getäuscht. Denn auch er ist ein Opfer der bürgerlichen Ideologie.
KenFM und die deutsche Ideologie
Viele Zuschauer oder Zuhörer von KenFM halten Ken Jebsen und seine Informationsplattform für das, als was andere Gesellschaftskritiker nur erscheinen wollen: kritisch, unabhängig und unideologisch. In der Tat lehnt Ken Jebsen es ab, in die Kategorien von links und rechts eingeordnet zu werden. Jebsen begründet das üblicherweise damit, sich der Unterwerfung unter "linke" oder "rechte" Autoritäten verweigern zu wollen. Das erscheint vielen Wutbürgern und Wutbürgerinnen, Proletariern und Proletarierinnen plausibel. Und die Unterstützerschaft von KenFM verweigert sich teils ebenso wie Ken Jebsen einer Einordnung in ideologische Schubladen. Das liegt vor allem daran, dass sich in Deutschland fast alle politischen Parteien von Relevanz und ihre Ideologen auf die ein oder andere Weise für viele Menschen unglaubwürdig gemacht haben. Die Ursache und die Folge dieser politischen Misere ist zum einen die bundesrepublikanische Postdemokratie und zum anderen die deutsche Ideologie von der Alternativlosigkeit des Status Quo in Deutschland.
Auch linke Parteien und Organisationen haben nicht selten Autoritäten an ihrer Spitze gehabt, die mit Anderen um Macht ringen und teils krassen Autoritarismus bewiesen. Selbst die Linkspartei ist nicht frei davon, zumal es dort stets Machtkämpfe um die richtige "linke" Politik gibt. Ein großer Teil der Parteimitglieder will eine konsequente Friedens- und Sozialstaatspartei haben, während ein Teil intensiv auf eine künftige "Regierungsfähigkeit" der Linkspartei hinarbeitet und sinnvolle "rote Haltelinien" der Partei aufweicht. Auch in der Linkspartei gibt es also Machtkämpfe zwischen Autoritäten, die an die Machtkämpfe im Staatsapparat insgesamt erinnern können.
Ähnliches trifft auf andere linke Organisationen zu. Es gibt sogar dezidiert rechte "Genossen" in linken Gruppen. Im nicht gerade linken Bundesarbeitskreis Shalom der Linksjugend solid z.B. sammeln sich teils Nationalisten, Rassisten und Verschwörungstheoretiker, deren Hauptaufgabe es zu sein scheint, Linke zu schwächen, zu verwirren und zu diffamieren. Und dann gibt es den sogenannten Reformerflügel in der Linkspartei, der auch Leute einschließt, die die Linkspartei "regierungsfähig" (in neoliberalen Regierungen), "einsatzfähig" (in imperialistischen Kriegen) und "verantwortungsbewusst" (im Sinne der Verantwortung für Krieg und Sozialabbau) machen wollen.
Wenn sogar DIE LINKE einen korrumpierten Eindruck machen kann, dann sollte es nicht verwundern, wenn es zu einer vorgeblich antiautoritären Bewegung kommt, die sich weder als links noch rechts versteht. Das heißt nicht, dass Ken Jebsen sich als Feind der Linken versteht. Er sagt z.B. über sich und die meist schwachen Argumente einiger Linker gegen KenFM und seine Unterstützer:
Die Angst einiger Linker vor KenFM, die ihn für einen bösen Sith-Lord oder Antisemiten oder Nazi oder dergleichen halten, die sollten mal ihr analytisches Talent und ihren eigenen Verstand nutzen, anstatt die alte staatstragende Propaganda gegen rebellierende Massen zu kopieren. Ken Jebsen selbst sieht sich offenbar keineswegs als Rechten oder völlig unpolitischen "Rattenfänger", wie einige Ressentiment geladene Linke ihn beschimpfen. Jebsen sieht sich offenbar viel eher als Linken, wenn er z.B. sagt:
KenFM scheint daher eine antiautoritäre, kapitalismuskritische, unabhängige und relativ unideologische Alternative zu sein. Das ist der Hauptgrund für den Erfolg von Ken Jebsen. Er wendet sich gegen die bürgerliche Ideologie von der Alternativlosigkeit des heutigen Kapitalismus und gegen unglaubwürdig gewordene Autoritäten. Unglaubwürdig ist die Politik in Deutschland vor allem auch aufgrund der praktischen Alternativlosigkeit im parlamentarischen System Deutschlands. Denn wenn im Grunde nur neoliberale Regierungen machbar sind, weil SPD und Grüne sich nicht auf eine soziale und friedliche Koalition mit der Linkspartei einlassen, sondern sie nur stiefmütterlich als Mehrheitsbeschaffer akzeptieren, dann darf es doch Niemanden mit eigenem Verstand wundern, wenn postdemokratische Zustände zur Normalität werden. Postdemokratische Zustände sind solche, in denen die formalen Institutionen und die äußere Hülle der Demokratie bewahrt werden, aber zunehmend von nicht-demokratischen Einflüssen überwältigt werden. Wir leben heute in einer Postdemokratie. Und immer größer werdende Teile der Bevölkerung haben es satt, keine Alternativen wählen zu können. Einige werden Protestwähler. Andere werden Nicht-Wähler. Wieder andere werden "unideologische" und "kopflose" Unterstützer von KenFM.
Abgesehen davon betreibt KenFM hochwertige und überzeugende journalistische Arbeit, die zudem fast tagesaktuell informiert. Der großartige Moshe Zuckermann, ein herausragender linker Historiker, Soziologe und Israelkritiker, gab KenFM ein professionelles Interview. Auch Menschen wie der Kabarettist Serdar Somuncu, der CDU-Politiker Willy Wimmer, die Gründerin der deutschen Abteilung der "Jüdischen Stimme für gerechten Frieden in Nahost" Evelyn Hecht-Galinski, die Medienkritikerin Sabine Schiffer und der Öko-Aktivist Kazuhiko Kobayashi haben KenFM hervorragende Interviews gewährt. Die Interviews bei KenFM gehören zu den besten, die es im Lande gibt.
Selbst die erfahrensten Interviewer können sich von Ken Jebsens Gesprächs- und Fragekultur ein gutes Stück abschneiden. Denn der deutsche Journalismus ist bodenlos tief gesunken. Auch die staatlichen Sender machen zum Teil äußerst unkritische, unglaubwürdige und schlecht recherchierte Propaganda, die wenig mit ihrem angeblich neutralen Informationsauftrag zu tun hat. Die skandalöse Behandlung von Sahra Wagenknecht durch Markus Lanz ist nur ein Beispiel unter unzähligen. Wenn also sowohl die etablierten Parteien wie auch die Medien in Deutschland mittlerweile äußerst unglaubwürdig erscheinen - wem kann man dann noch trauen? Ken Jebsen sagt: Niemandem! Seid Euer eigener Herr! Und bleibt immer Euer eigenes Licht! In seinen eigenen Worten:
Das klingt nun vielleicht wie die Ideologie der Piraten-Partei oder die Ideologie politisierter Nerds. Aber es ist viel Wahres an diesem Zitat. Zwar kann auch das Internet Menschen verblöden. Aber die Verblödung ist weniger zwangsläufig, eben weil es ein wesentlich individuelleres und weniger von außen gesteuertes Suchen nach Informationen ermöglicht. Wer sich bilden will, hat mit dem Internet unfassbare Möglichkeiten, die es im Fernsehen nicht gibt. Das Internet kann sogar gedruckte Bücher und Zeitungen ersetzen.
Ken Jebsen predigt nun aber nicht bloß die Internet-Freiheiten oder die virtuelle Freiheit, sondern geht wirklich tief in die Materie hinein. Seine Forderungen decken einen Großteil der klassischen linken Forderungen ab. Allerdings kritisiert er die Linken, die reflexartig von den proletarischen Massen auf den Straßen abgestoßen sind. Proletarische Sozialisten müssten noch so "unideologischen" Protest von Proletariern, die sich gegen Krieg, rassistische Hetze, Imperialismus, staatliche Unterdrückung und Ausbeutung wenden, wohlheißen.
Die antiproletarische Linke, die bürgerlichen Schichten angehört, hetzt aber gegen größeren Protest, der nicht vom sozialliberalen Bürgertum angeführt wird. Bürgerliche "Sozialisten" haben vor proletarischen Demonstranten große Angst, weil das Bürgertum im Allgemeinen vor dem Proletariat im Besonderen große Angst hat. Proletarischer Protest muss vom Bürgertum geführt werden, sonst wird er vom Bürgertum eben verunglimpft. Das war und wird immer so bleiben, wie es scheint. Ken Jebsen kritisiert dieses massenfeindliche Ressentiment innerhalb der deutschen Linken mit solchen Worten:
Jebsen sieht sich nicht als Konkurrenten der Linken. Er kenne keine Konkurrenz mit Anderen, sagt er sogar. Daher, so können Kritiker sagen, ist er ja auch ein "Querfrontler", einer also, der Linke und Rechte in einer Volksgemeinschaft zusammenzubringen will, um dann Juden aufzuhängen oder dergleichen. Ja, das sind tatsächlich die Argumente und Befürchtungen einiger bürgerlicher Linker, die vor dem proletarischen Mob die größte Angst haben. Das Proletariat ist für diese Menschen ein unkontrollierbares Nazi-Pack, sofern es nicht eindeutig von bürgerlichen Sozialisten geführt wird. Schade, dass ansonsten intelligente Menschen ihren Verstand abschalten, wenn es um ihre profanen Interessen geht. Sehr aufgeklärt ist solch eine ideologische Praxis nicht. Aber es stimmt ja auch nicht, dass das Proletariat zum Hitlerismus neigt. Sogar bürgerliche Historiker haben eindeutig nachgewiesen, dass Mitglieder bürgerlicher Klassen den Kern der Anhängerschaft Hitlers ausmachten: Bauern, Handwerksmeister, Händler, verarmte und verelendete Kleinbürger, Studenten, Professoren, Beamte, Freikorps-Söldner, der ultrarechte Adel und die Großkapitalisten. Ohne die bürgerliche Basis des deutschen Faschismus ist weder ein NS-Staat, noch ein 2. Weltkrieg oder Holocaust denkbar. Das deutsche Bürgertum machte sich selbst zum Podest Hitlers. Die Arbeiterschaft hingegen war äußerst resistent gegenüber der bürgerlichen Ideologie der Hitleristen. Wenn das heutige Bürgertum also Angst vor dem (proletarischen) Mob hat, dann projiziert es im Kern die eigenen reaktionären Tendenzen auf die revolutionären Tendenzen der Arbeiterklasse.
Ken Jebsen jedenfalls argumentiert bislang nicht derart verschwörungstheoretisch und plump, sondern meist sehr rational, intersubjektiv nachprüfbar und überzeugend. Jebsen verheimlicht seine Ziele auch gar nicht. Er sagt klar: "Mein Name ist Ken Jebsen. Meine Zielgruppe bleibt der Mensch." Abgesehen von dieser Phrase konkretisiert Jebsen seine Ziele ziemlich deutlich. Dazu gehört die klare Absage an jegliche Form des Krieges. So, wenn er erklärt:
Auch weniger populär erscheinende Themen wie Egalitarismus, Gender und Sexualität, die in der Linken wichtige Themen sind, verteidigt er wörtlich so:
Jebsen zitiert und erwähnt immer wieder auch Rudi Dutschke, den Christen, Sozialisten und Anführer der 68er Bewegung. Natürlich kann ein rechter Verschwörungstheoretiker auch linke Figuren zu vereinnahmen versuchen. Aber dann sollte man Menschen, die man als Antisemiten, Verschwörungstheoretiker und rechte Querfrontler verunglimpft, auch nachweisen können, dass sie es sind. Wenn man als "Linker" nur selbst zu Diffamierung, Verschwörungstheorien und überhaupt nicht nachvollziehbaren Konstruktionen greifen kann, ist das ein intellektuelles und moralisches Armutszeugnis. Beweise müssen geliefert werden, weshalb jemand, der sich explizit gegen Krieg, Rassismus, Sexismus, Imperialismus, Ausbeutung, Unterdrückung, Spaltungsversuche und irrationale Ressentiments ausspricht ein Rechter sein soll. Es kommt hierbei von linker Seite meist sehr wenig an stichhaltigen Argumenten. Sie blamieren sich und treiben die unzufriedenen Massen dadurch nur noch mehr ins Lager der "unideologischen" und organisationsfernen Demonstranten. KenFM gewinnt damit ebenfalls an Glaubwürdigkeit und Sympathie. Für den gewöhnlichen Wutbürger sympathisch machen ihn vor allem solche Bekenntnisse:
Jutta Ditfurth, die für ihre besonnene und kapitalismuskritische Argumentation bekannt geworden ist, hat sich zur Fürsprecherin der bürgerlichen Sozialisten gemacht, die sich vor allem vor KenFM fürchten. Zunächst argumentiert die Ditfurth ja durchaus gut und links, wenn sie feststellt:
Allerdings geht die bekannteste und schärfste Kritikerin der grünen Heuchelei einige Schritte weiter. Sie weiß nicht nur, was mit Rechten zu machen ist. Sie unterstellt auch zu wissen, dass KenFM und Ken Jebsen rechts seien. Und zumindest in Bezug auf die sogenannten "Montagsdemos" um die KenFM-Bewegung argumentiert sie nicht schlecht:
Auch linke Parteien und Organisationen haben nicht selten Autoritäten an ihrer Spitze gehabt, die mit Anderen um Macht ringen und teils krassen Autoritarismus bewiesen. Selbst die Linkspartei ist nicht frei davon, zumal es dort stets Machtkämpfe um die richtige "linke" Politik gibt. Ein großer Teil der Parteimitglieder will eine konsequente Friedens- und Sozialstaatspartei haben, während ein Teil intensiv auf eine künftige "Regierungsfähigkeit" der Linkspartei hinarbeitet und sinnvolle "rote Haltelinien" der Partei aufweicht. Auch in der Linkspartei gibt es also Machtkämpfe zwischen Autoritäten, die an die Machtkämpfe im Staatsapparat insgesamt erinnern können.
Ähnliches trifft auf andere linke Organisationen zu. Es gibt sogar dezidiert rechte "Genossen" in linken Gruppen. Im nicht gerade linken Bundesarbeitskreis Shalom der Linksjugend solid z.B. sammeln sich teils Nationalisten, Rassisten und Verschwörungstheoretiker, deren Hauptaufgabe es zu sein scheint, Linke zu schwächen, zu verwirren und zu diffamieren. Und dann gibt es den sogenannten Reformerflügel in der Linkspartei, der auch Leute einschließt, die die Linkspartei "regierungsfähig" (in neoliberalen Regierungen), "einsatzfähig" (in imperialistischen Kriegen) und "verantwortungsbewusst" (im Sinne der Verantwortung für Krieg und Sozialabbau) machen wollen.
Wenn sogar DIE LINKE einen korrumpierten Eindruck machen kann, dann sollte es nicht verwundern, wenn es zu einer vorgeblich antiautoritären Bewegung kommt, die sich weder als links noch rechts versteht. Das heißt nicht, dass Ken Jebsen sich als Feind der Linken versteht. Er sagt z.B. über sich und die meist schwachen Argumente einiger Linker gegen KenFM und seine Unterstützer:
"Die können gar nicht anders. Ja. Das ist ein Reflex. Wenn jemand eine Idee hat, die ich auch schon hatte, und der setzt die besser um, dann ist das ein Konkurrent. Ich bin aber gar kein Konkurrent."
Die Angst einiger Linker vor KenFM, die ihn für einen bösen Sith-Lord oder Antisemiten oder Nazi oder dergleichen halten, die sollten mal ihr analytisches Talent und ihren eigenen Verstand nutzen, anstatt die alte staatstragende Propaganda gegen rebellierende Massen zu kopieren. Ken Jebsen selbst sieht sich offenbar keineswegs als Rechten oder völlig unpolitischen "Rattenfänger", wie einige Ressentiment geladene Linke ihn beschimpfen. Jebsen sieht sich offenbar viel eher als Linken, wenn er z.B. sagt:
"Also wenn ich die linke Presse suche, muss ich nach rechts schauen."
KenFM scheint daher eine antiautoritäre, kapitalismuskritische, unabhängige und relativ unideologische Alternative zu sein. Das ist der Hauptgrund für den Erfolg von Ken Jebsen. Er wendet sich gegen die bürgerliche Ideologie von der Alternativlosigkeit des heutigen Kapitalismus und gegen unglaubwürdig gewordene Autoritäten. Unglaubwürdig ist die Politik in Deutschland vor allem auch aufgrund der praktischen Alternativlosigkeit im parlamentarischen System Deutschlands. Denn wenn im Grunde nur neoliberale Regierungen machbar sind, weil SPD und Grüne sich nicht auf eine soziale und friedliche Koalition mit der Linkspartei einlassen, sondern sie nur stiefmütterlich als Mehrheitsbeschaffer akzeptieren, dann darf es doch Niemanden mit eigenem Verstand wundern, wenn postdemokratische Zustände zur Normalität werden. Postdemokratische Zustände sind solche, in denen die formalen Institutionen und die äußere Hülle der Demokratie bewahrt werden, aber zunehmend von nicht-demokratischen Einflüssen überwältigt werden. Wir leben heute in einer Postdemokratie. Und immer größer werdende Teile der Bevölkerung haben es satt, keine Alternativen wählen zu können. Einige werden Protestwähler. Andere werden Nicht-Wähler. Wieder andere werden "unideologische" und "kopflose" Unterstützer von KenFM.
Abgesehen davon betreibt KenFM hochwertige und überzeugende journalistische Arbeit, die zudem fast tagesaktuell informiert. Der großartige Moshe Zuckermann, ein herausragender linker Historiker, Soziologe und Israelkritiker, gab KenFM ein professionelles Interview. Auch Menschen wie der Kabarettist Serdar Somuncu, der CDU-Politiker Willy Wimmer, die Gründerin der deutschen Abteilung der "Jüdischen Stimme für gerechten Frieden in Nahost" Evelyn Hecht-Galinski, die Medienkritikerin Sabine Schiffer und der Öko-Aktivist Kazuhiko Kobayashi haben KenFM hervorragende Interviews gewährt. Die Interviews bei KenFM gehören zu den besten, die es im Lande gibt.
Selbst die erfahrensten Interviewer können sich von Ken Jebsens Gesprächs- und Fragekultur ein gutes Stück abschneiden. Denn der deutsche Journalismus ist bodenlos tief gesunken. Auch die staatlichen Sender machen zum Teil äußerst unkritische, unglaubwürdige und schlecht recherchierte Propaganda, die wenig mit ihrem angeblich neutralen Informationsauftrag zu tun hat. Die skandalöse Behandlung von Sahra Wagenknecht durch Markus Lanz ist nur ein Beispiel unter unzähligen. Wenn also sowohl die etablierten Parteien wie auch die Medien in Deutschland mittlerweile äußerst unglaubwürdig erscheinen - wem kann man dann noch trauen? Ken Jebsen sagt: Niemandem! Seid Euer eigener Herr! Und bleibt immer Euer eigenes Licht! In seinen eigenen Worten:
"Wir sind umstellt von Flachbildschirmen, wir sind umstellt von Werbetafeln, die uns auffordern, nämlich, Dinge zu tun: 'Kauf das! Geh dahin! Mach das! Sag das, was die Anderen sagen! Komm nicht auf eigene Ideen!' Das ist das Ding. Deswegen ist mein Appell an Euch: Es gibt einen wesentlichen Unterschied, ob wir ein Interview machen und das ins Internet stellen oder ob man das im Fernsehen sieht. Fernsehen ist ein passives Medium. Ich weiß das. Ich habe lange Fernsehen geschaut, ich habe auch lange Fernsehen gemacht bis ich festgestellt habe, was ich dort eigentlich mache. Ich erreiche dort gar keinen. Fernsehen bedeutet immer noch: Kiste an, Füße hoch. Geist aus. Geist aus. Ja, und im Internet ist das anders."
Das klingt nun vielleicht wie die Ideologie der Piraten-Partei oder die Ideologie politisierter Nerds. Aber es ist viel Wahres an diesem Zitat. Zwar kann auch das Internet Menschen verblöden. Aber die Verblödung ist weniger zwangsläufig, eben weil es ein wesentlich individuelleres und weniger von außen gesteuertes Suchen nach Informationen ermöglicht. Wer sich bilden will, hat mit dem Internet unfassbare Möglichkeiten, die es im Fernsehen nicht gibt. Das Internet kann sogar gedruckte Bücher und Zeitungen ersetzen.
Ken Jebsen predigt nun aber nicht bloß die Internet-Freiheiten oder die virtuelle Freiheit, sondern geht wirklich tief in die Materie hinein. Seine Forderungen decken einen Großteil der klassischen linken Forderungen ab. Allerdings kritisiert er die Linken, die reflexartig von den proletarischen Massen auf den Straßen abgestoßen sind. Proletarische Sozialisten müssten noch so "unideologischen" Protest von Proletariern, die sich gegen Krieg, rassistische Hetze, Imperialismus, staatliche Unterdrückung und Ausbeutung wenden, wohlheißen.
Die antiproletarische Linke, die bürgerlichen Schichten angehört, hetzt aber gegen größeren Protest, der nicht vom sozialliberalen Bürgertum angeführt wird. Bürgerliche "Sozialisten" haben vor proletarischen Demonstranten große Angst, weil das Bürgertum im Allgemeinen vor dem Proletariat im Besonderen große Angst hat. Proletarischer Protest muss vom Bürgertum geführt werden, sonst wird er vom Bürgertum eben verunglimpft. Das war und wird immer so bleiben, wie es scheint. Ken Jebsen kritisiert dieses massenfeindliche Ressentiment innerhalb der deutschen Linken mit solchen Worten:
"Lasst euch nicht aufhetzen! Und lasst euch nicht durch Linke, Rechte oder was auch immer erklären, wie es gemacht wird. Was wir bei den Linken im Moment wirklich feststellen können ist wirklich traurig und bitter: Der Neid zu erkennen, dass man alles geschrieben hat, diskutiert hat, aber schafft es nicht, die Leute auf die Straße zu bringen. Und wenn es jemand schafft, dann muss der rechts sein. Das ist doch absurd! Aber es hat überhaupt keinen Sinn und ich rate davon ab, jetzt auf diese Foren zu gehen und sich mit diesen Menschen auseinanderzusetzen. Das ist ein Trick. Das ist ein Trick. Da wärt ihr ja genauso. Ihr müsst diese Menschen in den Arm nehmen, weil alles Andere ist wie gesagt unterlassene Hilfeleistung. Die können gar nicht anders. Ja. Das ist ein Reflex. Wenn jemand eine Idee hat, die ich auch schon hatte, und der setzt die besser um, dann ist das ein Konkurrent. Ich bin aber gar kein Konkurrent."
Jebsen sieht sich nicht als Konkurrenten der Linken. Er kenne keine Konkurrenz mit Anderen, sagt er sogar. Daher, so können Kritiker sagen, ist er ja auch ein "Querfrontler", einer also, der Linke und Rechte in einer Volksgemeinschaft zusammenzubringen will, um dann Juden aufzuhängen oder dergleichen. Ja, das sind tatsächlich die Argumente und Befürchtungen einiger bürgerlicher Linker, die vor dem proletarischen Mob die größte Angst haben. Das Proletariat ist für diese Menschen ein unkontrollierbares Nazi-Pack, sofern es nicht eindeutig von bürgerlichen Sozialisten geführt wird. Schade, dass ansonsten intelligente Menschen ihren Verstand abschalten, wenn es um ihre profanen Interessen geht. Sehr aufgeklärt ist solch eine ideologische Praxis nicht. Aber es stimmt ja auch nicht, dass das Proletariat zum Hitlerismus neigt. Sogar bürgerliche Historiker haben eindeutig nachgewiesen, dass Mitglieder bürgerlicher Klassen den Kern der Anhängerschaft Hitlers ausmachten: Bauern, Handwerksmeister, Händler, verarmte und verelendete Kleinbürger, Studenten, Professoren, Beamte, Freikorps-Söldner, der ultrarechte Adel und die Großkapitalisten. Ohne die bürgerliche Basis des deutschen Faschismus ist weder ein NS-Staat, noch ein 2. Weltkrieg oder Holocaust denkbar. Das deutsche Bürgertum machte sich selbst zum Podest Hitlers. Die Arbeiterschaft hingegen war äußerst resistent gegenüber der bürgerlichen Ideologie der Hitleristen. Wenn das heutige Bürgertum also Angst vor dem (proletarischen) Mob hat, dann projiziert es im Kern die eigenen reaktionären Tendenzen auf die revolutionären Tendenzen der Arbeiterklasse.
Ken Jebsen jedenfalls argumentiert bislang nicht derart verschwörungstheoretisch und plump, sondern meist sehr rational, intersubjektiv nachprüfbar und überzeugend. Jebsen verheimlicht seine Ziele auch gar nicht. Er sagt klar: "Mein Name ist Ken Jebsen. Meine Zielgruppe bleibt der Mensch." Abgesehen von dieser Phrase konkretisiert Jebsen seine Ziele ziemlich deutlich. Dazu gehört die klare Absage an jegliche Form des Krieges. So, wenn er erklärt:
"Krieg ist so simpel: Krieg ist, wenn ganz wenige Männer, alte Männer, ganz viele junge Männer dazu bringen, sich gegenseitig umzubringen!"
Auch weniger populär erscheinende Themen wie Egalitarismus, Gender und Sexualität, die in der Linken wichtige Themen sind, verteidigt er wörtlich so:
"Wir sind eigentlich gar nicht so unterschiedlich. Wir kommunizieren über die selben Netze. Wir kommunizieren mit ähnlichen Tools. Wir hören ähnliche Musik oder andere Musik. Aber wir mögen Musik. Wir tanzen mit einander. Wir mögen die selben Frauen oder die selben Männer oder wir wissen, dass es außer Frauen und Männern auch noch andere geschlechtliche Modelle gibt. Wenn wir das alles mal akzeptieren würden, dann könnten wir feststellen: Uns trennt eigentlich nichts. Das einzige, was uns trennt, ist auf die andere Straße derer zu gehen, die nichts anderes gewohnt sind als über andere Menschen zu herrschen. Auch sie sind in dieser Kaste gefangen, auch die Reichen sind in dieser Kaste gefangen. [...] Es bringt überhaupt gar keinem was, so zu leben. [...] Wir müssen teilen. Wie erreichen wir diese alten Männer oder diese alte Frauen, die es ja auch gibt?"
Jebsen zitiert und erwähnt immer wieder auch Rudi Dutschke, den Christen, Sozialisten und Anführer der 68er Bewegung. Natürlich kann ein rechter Verschwörungstheoretiker auch linke Figuren zu vereinnahmen versuchen. Aber dann sollte man Menschen, die man als Antisemiten, Verschwörungstheoretiker und rechte Querfrontler verunglimpft, auch nachweisen können, dass sie es sind. Wenn man als "Linker" nur selbst zu Diffamierung, Verschwörungstheorien und überhaupt nicht nachvollziehbaren Konstruktionen greifen kann, ist das ein intellektuelles und moralisches Armutszeugnis. Beweise müssen geliefert werden, weshalb jemand, der sich explizit gegen Krieg, Rassismus, Sexismus, Imperialismus, Ausbeutung, Unterdrückung, Spaltungsversuche und irrationale Ressentiments ausspricht ein Rechter sein soll. Es kommt hierbei von linker Seite meist sehr wenig an stichhaltigen Argumenten. Sie blamieren sich und treiben die unzufriedenen Massen dadurch nur noch mehr ins Lager der "unideologischen" und organisationsfernen Demonstranten. KenFM gewinnt damit ebenfalls an Glaubwürdigkeit und Sympathie. Für den gewöhnlichen Wutbürger sympathisch machen ihn vor allem solche Bekenntnisse:
"Ich bin nur ein Mensch, dem es immer schwerer fällt, mit einem Haufen von Mitläufern und Mittätern auf diesem Planeten zu leben."
Jutta Ditfurth, die für ihre besonnene und kapitalismuskritische Argumentation bekannt geworden ist, hat sich zur Fürsprecherin der bürgerlichen Sozialisten gemacht, die sich vor allem vor KenFM fürchten. Zunächst argumentiert die Ditfurth ja durchaus gut und links, wenn sie feststellt:
"Kurz und gut: Ich werfe auch weiterhin Nazis, Völkische, Antisemiten, Homophobe usw. raus! Faschismus ist keine Meinung sondern ein Verbrechen und die Wege dahin bedeckt brauner Schlamm. Man trägt nur durch offene Auseinandersetzung zur Aufklärung bei. Ich führe keinen 'Diskurs' mit Shitstürmer_innen, sondern mit Menschen, die tatsächlich an einer menschlicheren Welt, an Aufklärung und Emanzipation interessiert sind. Um die geht’s mir."
"Die neurechten 'Friedens'demos sind eine Kriegserklärung gegen jüdische Menschen, Aufklärung und Humanismus
Viele schäumen vor Wut, schicken Morddrohungen, sexistische Schmähungen usw., weil ich in einigen Beiträgen erklärt habe (mit Quellen), warum hinter denen, die zu sog. "Friedensdemos" aufrufen, in Wirklichkeit neurechte Verschwörungstheoretiker und Antisemiten stehen.Ich mach nochmal einen letzten Versuch für diejenigen, die sich selbst als "Linke" verstehen, aber sagen, sie teilen die "Argumente" der neurechten Demos für den Frieden, denn das sei doch nichts Rechtes.
Das zentrale Argument des Organisators der sog. Friedensdemos ist ein absolut hasserfülltes: dass in den letzten 100 Jahren an allen großen Problemen und ausdrücklich an ALLEN Kriegen auf der Welt die Federal Reserve Bank der USA schuld gewesen ist. (Originalzitate von Lars Mährholz usw. waren ja auf meine fb-Seite). Diese ungeheuerliche Aussage entlastet Nazi-Deutschland vom Zweiten Weltkrieg und auch für die Vernichtung der deutschen und europäischen Juden sind die USA bzw eine US-Bank verantwortlich. Nazi-Deutschland wird entlastet.Das ist Geschichtsrevisionismus und eine unglaublich brutale Verharmlosung der Shoa.
Von wegen 'Frieden'! Eine Kriegserklärung gegen jüdische Menschen, gegen alle Aufklärung, gegen Humanismus."
Es ist eine grobe und verschwörungstheoretische Reduzierung der Kriegsverantwortung, wenn man alle Schuld auf eine Bank schiebt. Das ist schlicht Unsinn und gehört scharf kritisiert. Auch die scheinbare Verbindung des angesprochenen Mährholz mit Nazis sollte klar aufgedeckt werden. Vielleicht haben Leute wie Mährholz tatsächlich Böses vor. Vielleicht sind es völkische Nationalisten, die den Frieden als neues Thema der neuen Rechten uminterpretieren wollen. Bei rechten Verschwörungstheoretikern ist kaum eine Idee ausgeschlossen. Die müssen zurückgedrängt werden.
Alledings gingen die Kritiker von KenFM weiter als die rechten Tendenzen zu kritisieren. Wie zuvor gezeigt proklamiert die Arbeitsgruppe um KenFM praktisch nur anarchistische Losungen gegen jede Autorität. Zudem wird der Kantsche Imperativ von der mutigen Nutzung des eigenen Verstandes stets betont. Dass es daher Linke gibt, die die Bewegung unterstützen oder zumindest neugierig beobachten ist natürlich. Ditfurth und andere Kritiker von KenFM haben aber zur antiaufklärerischen, verschwörungstheoretischen und unlauteren Methode der Diffamierung einer Sammelbewegung gegriffen. Diffamierung sollte keine Methode von Sozialisten sein. Unsere Methode sollte nachvollziehbare Kapitalismuskritik sein. Die verschreckten bürgerlichen Sozialisten aber verleumden und verallgemeinern unzulässig. Ebenso wie sie Attac, Occupy, Israelkritiker oder beliebige andere Gesellschaftskritiker rechter Tendenzen bezichtigen und damit pluralistische Menschenansammlungen diffamieren, diffamieren sie damit auch ihre Genossen an dieser Stelle. Anstatt vor rechten Tendenzen bei KenFM zu warnen, warnen sie davor, in einer kapitalismuskritischen Bewegung um die Hegemonie zu kämpfen. Das ist nicht links. Das ist sektiererisch. Eine Genossin aus der Linkspartei verlautbarte entsprechend empört:
"In meinem unten stehenden Kommentar habe ich nicht, wie Jutta Ditfurth behauptet, für irgendwelche Demonstrationen geworben, sondern lediglich dazu angeregt, miteinander zu reden. Ich finde es nicht gut und kontraproduktiv, einem unbekannte Menschen, die ja erstmal Frieden wollen, pauschal platt zu machen, ohne sie persönlich befragt, mit ihnen diskutiert zu haben. Selbstverständlich bin ich weder "neurechts" (was immer damit gemeint ist), antisemitisch, rassistisch, oder sonstwas in der Richtung. Daher empfinde ich das, was Frau Ditfurth behauptet, als Rufmord nicht nur gegen mich, sondern gegen jeden meiner Kollegen bei der Zeitung junge Welt. Ich möchte hier auch betonen, dass ich für diverse Verlinkungen keinerlei Verantwortung trage. Gerne kann den Text jeder teilen und darüber diskutieren; ich lasse ihn jetzt auch öffentlich. Dass allerdings eine diverse "Anonymus"-Seite das Statement mit "Gastbeitrag von Susan Bonath" überschrieben hat, wie mir jetzt bekannt wurde, finde ich nicht okay, denn eine Erlaubnis hatten die Macher dieser Seite nicht - es ist kein "Gastbeitrag", und zwar für niemanden.
Ich habe darauf einige sehr böse Angriffe, Beleidigungen, Beschimpfungen und sogar massive Bedrohungen erhalten. Ich kann nicht genau sagen, woher diese tatsächlich kamen. Ich möchte auch nicht, dass Linke oder Anfifas pauschal verunglimpft werden. Vor faschistischem Gedankengut, vor ausgrenzendem, menschenfeindlichem, rassistischem, antisemitischem Handeln oder Werben zu warnen, ist grundsätzlich gut und wichtig. Ebenso wichtig ist es, Menschen die Geschichte nahe zu bringen. Für schädlich halte ich es aber, Menschen mit Begriffen und Totschlagvorwürfen zu verunglimpfen, und dabei lediglich eigene Interpretationen - teils wirklich krude Interpretationen - als "Beweis" vorzulegen. Dass hier Menschen angegangen werden, nur weil sie bestimmte Fakten selbst prüfen wollen oder nicht in den allgemeinen Hetztenor einstimmen wollen, halte ich gar für gefährlich. Ich möchte nicht in einer Welt leben, in der ich von einer Gesinnungspolizei überwacht werde.
Ebenso habe ich viele - noch mehr - gute Reaktionen erhalten. Dazu zähle ich auch konstruktive Kritik - vielen Dank dafür. Ich würde mich nie dazu erheben, irgendeine Deutungshoheit zu beanspruchen. Ich kann ebenso falsch liegen, wie alle anderen, denn auch ich habe nicht den Stein der Weisen gefunden.
Ich wünsche mir nichts mehr, als dass wir auf diesem Planeten friedlich ohne Ausbeutung, Hunger, Unterdrückung, Krieg, Leid, Elend und Zerstörung zusammenleben können. Es ist mir egal, welche Religion irgendjemand hat oder woher er kommt. Wir sind alle Menschen. Ich bin überzeugt, dass die Probleme von diesem Wirtschaftssystem verursacht werden, in dem wir alle gefangen sind. Deshalb halte ich es für unumgänglich, miteinander zu reden. Hass kann uns nicht weiterbringen.
Danke."
Ken Jebsen ist also trotz seiner antiautoritären und kapitalismuskritischen Bekundungen auch im antiautoritären, kapitalismuskritischen, linken Spektrum eine sehr umstrittene Person. Und er wird scharf kritisiert. Kein Wunder. Er arbeitet teils mit dem nationalistischen Kriegskritiker Jürgen Elsässer zusammen, mit dem KenFM bereits einige Interviews geführt hat. Er hat zudem eine scharfe Israelkritik. Und er weigert sich, sich den linken Vorgaben unterzuordnen. Das macht ihn für Linke natürlich suspekt.
Aber man könnte eine gewagte These aufstellen: Ken Jebsen ist zum Teil wesentlich linker als gewisse Genossen und Genossinnen, wie etwa die Herren Liebich und Bartsch in der Linkspartei. Wenn man jemanden mit unklarer, populistischer und hochstens halb-linker Gesinnung attackieren will, dann erst einmal solche Opportunisten, die die wertvolleste linke Organisation in Deutschland, die Linkspartei, offenbar zerschlagen wollen. Denn ihre Politik der Annäherung an die heutige Politik von SPD, CDU, Grünen, FDP und AfD ist für die deutsche Linke vorhersehbar vernichtend. Eine Linkspartei, die neoliberale und kriegerische Politik betreibt, hat keinerlei Existenzberechtigung und muss notwendig jede Glaubwürdigkeit verlieren. Sie kann dann mit dem neoliberalen Block fusionieren oder sich gleich auflösen.
KenFM ist eine organisatorische und ideologische Antwort auf diese Situation, in der sogar linke Organisationen Gefahr laufen, mit dem Block der "Volksparteien" zu intrigieren. Die Anhänger und Unterstützer von KenFM sind sich dessen mehr oder weniger bewusst. Sie sind im Grunde enttäuschte Wutbürger. Sie stellen prinzipiell das selbe amorphe Milieu dar wie die Aktivisten um Stuttgart21, Occupy, Blockupy, Umverteilen, Recht auf Stadt oder Alle für Kalle. Sie sind wie Ken Jebsen selbst Anarcho-Wutbürger. Wie er lehnen sie, desillusioniert und wütend, die Parteien und Parteipolitik ab, aber zum großen Teil auch Autoritarismus, Krieg und nationalistische Hetze. Es sind ansonsten eher nicht organisierte Menschen, die sich wehren wollen gegen die gefühlte und offensichtliche Ohnmacht und Beherrschung durch die Mächtigen.
Ein aufmerksamer Beobachter der für die deutsche Linke typischen Debatte um KenFM kommentierte sehr treffend:
Das erneute Versagen der deutschen Linken wird also kompensiert durch moralische Empörung und Moralismus gegenüber politischen Nebenbuhlern, die es besser machen wollen. Ein anderes Mitglied der Linkspartei kommentierte diese Heuchelei so:
In einer echt liberalen Gesellschaft ist Nichts und Niemand vor Kritik sicher - kein Gott, kein Kaiser, kein Tribun. Kein Ken Jebsen. Keine Jutta Ditfurth. Die Kritik ist im Liberalismus über Alles und Jeden erhaben. Die Kritik und Kritikfähigkeit verwandelt sich im Liberalismus zur absoluten Kritik. Solch eine Kritik und Kritikfähigkeit scheint zunächst einmal aus freiheitsliebender Sicht ganz große Klasse zu sein. Tatsächlich ist sie jedoch in der Tat an Klassen, Klassenverhältnisse und die heutige kapitalistische Klassengesellschaft gebunden. Die Absolutheit der "absoluten Kritik" ist also gar nicht so absolut, sondern ziemlich relativ. Der Absolutismus solcher Kritik dient wie jeder Absolutismus bestimmten gesellschaftlichen Interessen, die unter Anderem Klasseninteressen sind.
Wenn z.B. von ach so "liberalen" Anhängern eines westlichen Imperiums das unbedingte Recht gefordert wird, Mohammed-Karikaturen in seriösen Journalien massenwirksam veröffentlichen zu können, dann ist solch rigoroser Absolutismus gewiss nicht losgelöst von sozialen Interessen. Die Karikatur Mohammeds, die den Propheten der Muslime schlicht als Propheten des Terrors darstellt, ist ein Mittel, um Ressentiments zu schüren. Einerseits sollen so Muslime im Allgemeinen des Terrorismus verdächtigt werden. Andererseits sollen damit die Muslime wütend gemacht werden, um die orientalistischen Klischees ihnen gegenüber besser bestätigen zu können. Empörte Menschenmassen, die westliche Fahnen verbrennen, "Gott ist groß" auf Arabisch gröhlen und mit Maschinengewehren in die Luft schießen sind die gewollten und gezielt ausgestrahlten Bilder in den westlichen Medien. Das Ziel, die Spaltung der Menschenmassen, ist erreicht.
Ähnliche Methoden werden bei anderen Gegnern und Konkurrenten angewandt. Der Ukraine-Konflikt gab den westlichen Medien einen Anlass, ähnliche Ressentiments durch ähnlich "absolute" Kritik an Russland, der russischen Bevölkerung und dem russischen Präsidenten Putin zu schüren. Zuvor gab es ja bereits den Skandal um die Inhaftierung der Pussy Riot-Mitglieder durch den russischen Staat. Pussy Riot trat in einer orthodoxen Kirche als Sprachrohr der "absoluten" Kritik auf und wurde vom russischen Absolutismus sogleich dafür abgestraft. Das führte zu großer Empörung in den westlichen Medien. Putin erschien also wieder Mal wie ein großer Diktator und Feind der Freiheit. "Ein Mann sie zu knechten, ein Mann sie zu finden, ein Mann sie ins Dunkel zu treiben und ewig zu binden", wie es bereits in einem anderen Artikel hieß. Nun ist Putin aber selbst ein Neoliberaler, der die "absolute" Kritik und Freiheit des Marktes sehr schätzt. Auch Putins Absolutismus nutzt die "absolute" Kritik, um soziale Interessen zu bedienen. Daher sollte es auch nicht verwundern, wenn Putin dem Westen einen Spiegel hinhält und dessen Heuchelei in Fragen des Völker- und Menschenrechts mit Bravour entlarvt, um die eigene Herrschaft zu stabilisieren.
Viele ähnliche Fälle gab es bei Konflikten mit China, Libyen, Syrien, Ägypten und so weiter und so fort. Nichts ist gewöhnlicher im liberalen und nicht ganz so liberalen Kapitalismus als sich auf einen nicht klar definierten Absolutheitsanspruch der "absoluten" Kritik zu beziehen, um Widersacher zu kritisieren.
Schon im 19. Jahrhundert wurde diese feige und unlautere Methode von Marx und Engels entlarvt. In ihrer Schrift Die heilige Familie, oder Kritik der kritischen Kritik. Gegen Bruno Bauer & Consorten haben die beiden Begründer des wissenschaftlichen Sozialismus den unwissenschaftlichen und unernsten Charakter der "absoluten Kritik" herausgearbeitet. Unwissenschaftlich und unaufrichtig ist solche Kritik, weil sie keinen allgemein gültigen Maßstab auf alle kritisierten Erscheinungen anwendet, sondern je nach Lust und Laune einen gerade nützlichen Maßstab der Kritik nutzt und weil sie im Grunde eine völlig unpraktische und unnütze Befreiungsideologie predigen kann ohne praktisch überprüfbar zu sein. "Absolute" Kritik ist also einfach eine Rechtfertigungsideologie, die den Status Quo eines kritisierten Objekts oder die Tätigkeiten eines bestimmten Subjekts rechtfertigt. Sie ist damit in Wirklichkeit weniger eine Kritik als eine Apologetik oder Dogmatik mit kritischem Gestus. In der unverdauchlichen Sprache von Marx wird das auch so ausgedrückt:
Selbstverständlichkeiten und Unverständlichkeit gehören bei der "absoluten" Kritik zusammen. Während für Marx und Engels die Lösung gesellschaftlicher Probleme nur durch gesellschaftliche Tätigkeit, gar durch "revolutionäre Praxis", möglich schien, war und ist das bei den Anhängern der "absoluten" Kritik anders. Sie geben sich mit Selbstverständlichkeiten und Unverständlichkeiten zufrieden oder auch unzufrieden. Jedenfalls kommen sie nicht dahin, die Kritik praktisch umzusetzen in kritische Praxis. Es wird im Grunde nur kritisiert, genörgelt, gejammert, geheuchelt und auf einander eingehämmert. Gelöst werden aber keine der großen gesellschaftlichen Probleme. Wozu auch? Der Absolutismus der liberalen Kritik dient ja nicht der Befreiung der proletarischen Massen, sondern der Rechtfertigung bürgerlicher Eliten.
Wenn wörtliche Hetze gegen Juden oder das Judentum nicht nachgewiesen werden können, was bei linken Kapitalismuskritikern äußerst selten der Fall ist, werden eben Argumente "logisch" abgeleitet oder frei erfunden. So werden Begriffe wie "struktureller" oder "sekundärer" Antisemitismus missbraucht, um aus der seriösen Antisemitismusforschung eine bloße politische Waffe gegen Widersacher zu machen. Es ist wie mit dem "Extremismus-" und "Totalitarismus"-Begriff: ursprünglich sinnvolle Begriffe werden zu politischen Kampfbegriffen gegen Alles, was zu radikal und revolutionär wirkt. Die Hauptsache dabei ist, dass der politisch Andersdenkende möglichst schmerzlich und dauerhaft diffamiert wird. Es geht eben nicht um wissenschaftliche, politisch seriöse oder emanzipatorische Kritik an politischen Konzepten. Es geht um Statuserhalt sozialer Milieus in der bürgerlichen Gesellschaft.
Die "absolute" Kritik ist aber nur eine Seite der liberalen Kritik. Die andere Seite ist die "kritische Kritik".
Die "kritische" Kritik heißt so, weil sie so dermaßen kritisch ist, dass sie doppelt kritisch ist. "Kritik" allein wäre nicht genug, um sie zu charakterisieren. Daher muss noch ein Attribut wie "kritisch" hinzukommen. Es ist das selbe "kritisch" wie bei der "Kritischen Theorie" à la Horkheimer, Grigat und Postone. Deren Theorien sind so dermaßen kritisch, dass sie schon nicht mehr kritisch sind. Bei der "kritischen" "Kritik" kommt es also zur doppelten Verneinung.
Marx und Engels polemisierten mit dem Begriff der "kritischen Kritik" gegen ihre ideologischen Widersacher um Bruno Bauer. Wie Marx und Engels waren diese Theoretiker Schüler Hegels, aber anders als Marx und Engels waren es keine Materialisten, sondern Idealisten. Idealisten sind Theoretiker, die nicht die lebendige Wirklichkeit in all ihren Facetten und Widersprüchen begreifen, sondern irgendwelche abstrakten und realitätsfernen Ideen im Kopf haben, woraus sie dann philosophische Systeme konstruieren. Solche idealistischen Systeme sind hochtrabende Entwürfe darüber, wie die Welt funktioniert und wie sie zu funktionieren habe. Aber eine nützliche Handlungsanleitung bieten sie selten. Meistens bleiben sie bei ihren Phrasen stehen. Diese "Philosophen" gefallen sich oft in ihrer abstrakten Philosophie, denn mit ihren weltfremden Begriffen heben sie sich über die Massen ab, was ihnen das Gefühl der Erhabenheit bietet. In Wirklichkeit sind sie schlicht überheblich, arrogant, ignorant. Und zwar mit System. Mit philosophischem System. "Kritische Kritik" ist Phrasendrescherei, um sich durch gedankliche Abgrenzung von den verachteten Massen wohler zu fühlen. Es geht dabei darum, sich selbst als besser zu interpretieren. Es geht darum, die Welt zu interpretieren, nicht sie zu verändern. Marx formulierte seine Kritik daran in dem berühmten Spruch:
"Kritische Kritik" oder abstrakte Philosophasterei kommt auch bei Marxisten vor. Sie ist im Grunde unvermeidlich. Denn keiner kann die Realität völlig realistisch, wissenschaftlich und praktisch wirksam begreifen. Man kann sich diesem Ideal nur schrittweise annähern. Dennoch gibt es eine "Kritik", die weit über das notwendige Maß an Unwissenheit hinaus geht. Diese "kritische" Kritik ist ein grober Idealismus und ebenso grober Materialismus, der die eigene bürgerlich-elitäre Position idealisiert und die Position des proletarischen Ideologen als vulgäre Rattenfängerei uminterpretiert. Marx schrieb:
Thomas Seibert erklärt die "kritische Kritik" folgendermaßen:
Die "kritische Kritik" kann überall dort gefunden werden, wo sich Kritiker gegenüber vermeintlich "beschmutzter" Praxis über jede Kritik und Praxis erhaben wähnen. Diese Form des psychologischen Selbstschutzes und der politischen Kritik ist sowohl bei Jutta Ditfurths Anhängern wie bei Anhängern von Ken Jebsen zu finden. Allerdings ist sie ein typisches Phänomen einer Gesellschaft, die Demokraten verleumdet und Faschisten schützt, die den Sozialstaat abbaut und den autoritären Nachtwächterstaat aufbaut, die nichtssagende Talkshows über hochwertige Interviews stellt, die spekulierende Intellektuelle über protestierende Massen stellt und die revolutionäre Praxis barbarisch unterdrückt und sich zugleich liberal und zivilisiert gibt.
Ein aufmerksamer Beobachter der für die deutsche Linke typischen Debatte um KenFM kommentierte sehr treffend:
"Warum diese Panik und Aufregung im linken Spektrum über diese Montagsdemos von Ken Jebsen und Co? Ganz einfach. Die Linke (als Sammelbegriff incl Friedensbewegung) hat gepennt und jetzt will man diese neue Bewegung zerschlagen. Man kommt nicht mehr gegen diese Internetkultur an, bei der viele Verschwörungstheorien kursieren und so auch jetzt auf der Strasse ihre Zuhörer finden. Das mag auch erschrecken, denn viele krude Verschwörungstheorien sind wirklich blanker rechter Unsinn, aber auf der anderen Seite sehe ich seit Jahren auch den Fehler bei der Linken selbst. Die Linke hat Angst vor den normalen Menschen. Vor den normalen Menschen mit all ihren kleinen Fehlern die nicht perfekt sind und zu 100 % so links denken wie sie sollten. Da hilft es erst recht nicht, wenn die Linke jetzt mit Brachialgewalt versucht den Menschen zu erzählen was sie zu denken haben. Das führt zum genauen Gegenteil. Denn so wird den Menschen vermittelt: Du bist nicht links denkend. Dann heisst das also im Umkehrschluss: Du bist eigentlich ein verkappter Nazi. Und das ist das gefährlichste überhaupt was passieren kann. Denn so drängst man die Menschen automatisch zu denen, wo man sie ja gerade nicht haben will. Das ist das dümmste was die Linke (als gesellschaftliche politische Richtung) tun kann."
Das erneute Versagen der deutschen Linken wird also kompensiert durch moralische Empörung und Moralismus gegenüber politischen Nebenbuhlern, die es besser machen wollen. Ein anderes Mitglied der Linkspartei kommentierte diese Heuchelei so:
"Moin Leute,
was einige Menschen, selbstredend Linke, derzeit hier lostreten, erschüttert mich zutiefst. Menschen, die den ganzen Tag von Demokratie, Toleranz, Sozialismus, Integration, gemeinsamen Perspektiven usw. sprechen, beschimpfen und beleidigen andere Menschen, mit denen sie noch nie geredet haben, die sie nicht kennen. Sie drehen ihnen die Worte im Munde um, verunglimpfen sie pauschal und allgemein, interpretieren ihr eigenes Credo in jede Silbe, spielen geradezu Gesinnungspolizei.
Ja, es geht um diese ominösen Friedensdemonstrationen. Vorab: Ich kenne diese Leute selbst nicht, die diese Veranstaltungen organisieren. Was in einigen (!) Köpfen vorgehen mag, kann ich, wie die allermeisten, nur aus deren Postings im Internet erraten. Ich habe durchaus gelesen, dass auf diesen Seiten der eine oder andere fragwürdige Thesen verbreitet. Keine Frage: Sollte dies in Hetze ausarten, darf das nicht sein, schon allein deshalb, weil wir mit Hass keinen Frieden haben werden.
Was ich aber auch gelesen habe, ist, dass eine übergroße Mehrheit – auf diesen Seiten – immer wieder betont, dass wir systemische Veränderungen brauchen, um die Welt von Kriegen, Hunger, oft von außen produzierter Feindschaft und von Elend zu befreien, und dass dies nur gemeinsam geht – grob zusammen gefasst. Und das sehe ich ähnlich. Auf diesem Planeten leben etwa sieben Milliarden Menschen. Das bedeutet: sieben Milliarden unterschiedliche Sichtweisen auf die Welt, sieben Milliarden eigene Gedankenmuster, sieben Milliarden Geschöpfe, die Fehler machen, aber ebenso kraft menschlichen Verstandes in der Lage sind, diese zu korrigieren, Erkenntnisse zu sammeln. Niemand hat einen wirklichen Plan, wie wir aus dem komplexen kapitalistischen Schlamassel herausfinden können; der erste Schritt aber ist, Fragen zu stellen. Um Antworten zu finden, muss man Fragen stellen dürfen.
Doch ich erlebe hier, das einige Linke jegliche Fragensteller pauschal platt machen. Vor allem die Totschlagvorwürfe „Verschwörungstheoretiker“ und „Antisemit“ haben Hochkonjunktur. Aber auch Rassismus wurde den ominösen Verstaltern vorgeworfen. Doch die Argumente der „Kritiker“ stehen auf wackeligen Füßen. Da heißt es, ein gewisser Demoredner verbreite rassistische und antisemitische Hetze. Ich habe das nachgeprüft und beim besten Willen nichts gefunden. Okay, ich weiß, worauf es letzteres basiert. Da meint also besagter Redner, das durch private „Dirigenten“ gesteuerte US-Bankensystem unter Federal Reserve (kurz: die FED), welches die Leitwährung, den Dollar, herausgibt, sorge mit seiner Geldpolitik für viel Unheil, indem es etwa die Interessen der Mächtigen radikal und ohne Rücksicht auf Verluste durchsetze. Weiter erklärt der Redner, dass die ökonomischen Machtstrukturen von sehr wenigen, verdammt reichen Familienclans gesteuert würden. Wer kann das widerlegen? Ich habe den Namen Rothschild auch beim dritten Mal anhören nicht vernommen. Einige aber hörten ihn offensichtlich schon fallen, vermutlich „zwischen den Zeilen“. Und sie schreien: Alles Antisemiten, Verschwörungstheoretiker. Da frage ich mich – sorry: Hackt es?
Weiterhin las ich auf einigen Seiten Unterhaltungen über Israels Politik, über dortige radikale Siedler, also sehr kritische Unterhaltungen mit – zugegeben – manchmal weitreichenden, teils seltsamen Thesen. Was ich aber nicht las, waren Worte über „jüdische Verschwörungen“, die dort hineininterpretiert wurden. Immer wieder wurde klar getrennt zwischen jüdischer Glaubensgemeinschaft und jenen in hochrangigen Führungskadern, die sich selbst (!) als Zionisten bezeichnen, und eine Politik vorantreiben, die durchaus fragwürdig und nicht sehr menschenfreundlich ist. Alles Verschwörer, alles Antisemiten? Wo der angebliche Rassismus hervorgekramt wird, erschließt sich mir gar nicht. Ich habe nicht ein einziges rassistisches Wort gehört oder gelesen! Im Gegenteil wurde und wird immer wieder die Gleichheit aller Menschen betont, die sich durch nichts spalten lassen dürften. Es ist die Sprache von Toleranz und miteinander reden.
Und selbst, wenn der eine oder andere dort von Ungereimtheiten um 9/11 – die nun mal nicht von der Hand zu weisen sind –, oder gar von Chemtrails oder diversen vermuteten Plänen, meinetwegen auch Ufos usw. philosphiert: Dies hat im Grunde mit Nazis so wenig zu tun, wie ein Schwein mit einem Uhrwerk. Das Neofaschisten sich bestimmter Themen gerne bedienen, macht diese Themen an sich noch lange nicht zu faschistischen Themen. Wer der Meinung ist, dies sei alles nur Verschwörungskram, warum widerlegt er diese Thesen, die einige aufstellen, nicht einfach anhand stichhaltiger Fakten?
Diesen Begriff „Verschwörungstheoretiker“ wenden hier derzeit einige für alles an, was ihrer eigenen Weltanschauung widerspricht. Ja, haben jene denn den Topf der Weisheit gefunden und wissen komplett, wie alles funktioniert und wie es gehen soll? Warum geht es dann nicht so? Warum haben wir noch keine bessere Welt? Warum verhungern weiterhin Kinder, werden weiterhin Kriege geführt, verrecken weiterhin Menschen im Elend, haben wir immer noch Hartz IV in der BRD? Warum fangen diese „Pauschalkritiker“ nicht damit an, ihre Weisheiten globusumfassend anzuwenden? Weil es vielleicht doch nicht so einfach ist? Oder weil sie nicht jedem ihren Denkduktus eintrichtern können? Wer anderen vorwirft keinen Plan zu haben; tja, sollte derjenige nicht erst mal selbst einen Plan vorlegen? Wo finde ich diesen?
Die Sache ist: Niemand hat den Plan, aber es geht nur zusammen. Und die Antwort kann nicht erneut heißen, dass eine kleine Gruppe ganz vielen ihren Duktus mit Gewalt einzutrichtern versucht. Wollen wir alle, bei denen das nicht gelingt, in sibirische Bergwerke schicken und dort verrecken lassen für eine bessere Welt? Wäre diese Welt besser?"
Die absolute Kritik im deutschen Kapitalismus
In einer echt liberalen Gesellschaft ist Nichts und Niemand vor Kritik sicher - kein Gott, kein Kaiser, kein Tribun. Kein Ken Jebsen. Keine Jutta Ditfurth. Die Kritik ist im Liberalismus über Alles und Jeden erhaben. Die Kritik und Kritikfähigkeit verwandelt sich im Liberalismus zur absoluten Kritik. Solch eine Kritik und Kritikfähigkeit scheint zunächst einmal aus freiheitsliebender Sicht ganz große Klasse zu sein. Tatsächlich ist sie jedoch in der Tat an Klassen, Klassenverhältnisse und die heutige kapitalistische Klassengesellschaft gebunden. Die Absolutheit der "absoluten Kritik" ist also gar nicht so absolut, sondern ziemlich relativ. Der Absolutismus solcher Kritik dient wie jeder Absolutismus bestimmten gesellschaftlichen Interessen, die unter Anderem Klasseninteressen sind.
Wenn z.B. von ach so "liberalen" Anhängern eines westlichen Imperiums das unbedingte Recht gefordert wird, Mohammed-Karikaturen in seriösen Journalien massenwirksam veröffentlichen zu können, dann ist solch rigoroser Absolutismus gewiss nicht losgelöst von sozialen Interessen. Die Karikatur Mohammeds, die den Propheten der Muslime schlicht als Propheten des Terrors darstellt, ist ein Mittel, um Ressentiments zu schüren. Einerseits sollen so Muslime im Allgemeinen des Terrorismus verdächtigt werden. Andererseits sollen damit die Muslime wütend gemacht werden, um die orientalistischen Klischees ihnen gegenüber besser bestätigen zu können. Empörte Menschenmassen, die westliche Fahnen verbrennen, "Gott ist groß" auf Arabisch gröhlen und mit Maschinengewehren in die Luft schießen sind die gewollten und gezielt ausgestrahlten Bilder in den westlichen Medien. Das Ziel, die Spaltung der Menschenmassen, ist erreicht.
Ähnliche Methoden werden bei anderen Gegnern und Konkurrenten angewandt. Der Ukraine-Konflikt gab den westlichen Medien einen Anlass, ähnliche Ressentiments durch ähnlich "absolute" Kritik an Russland, der russischen Bevölkerung und dem russischen Präsidenten Putin zu schüren. Zuvor gab es ja bereits den Skandal um die Inhaftierung der Pussy Riot-Mitglieder durch den russischen Staat. Pussy Riot trat in einer orthodoxen Kirche als Sprachrohr der "absoluten" Kritik auf und wurde vom russischen Absolutismus sogleich dafür abgestraft. Das führte zu großer Empörung in den westlichen Medien. Putin erschien also wieder Mal wie ein großer Diktator und Feind der Freiheit. "Ein Mann sie zu knechten, ein Mann sie zu finden, ein Mann sie ins Dunkel zu treiben und ewig zu binden", wie es bereits in einem anderen Artikel hieß. Nun ist Putin aber selbst ein Neoliberaler, der die "absolute" Kritik und Freiheit des Marktes sehr schätzt. Auch Putins Absolutismus nutzt die "absolute" Kritik, um soziale Interessen zu bedienen. Daher sollte es auch nicht verwundern, wenn Putin dem Westen einen Spiegel hinhält und dessen Heuchelei in Fragen des Völker- und Menschenrechts mit Bravour entlarvt, um die eigene Herrschaft zu stabilisieren.
Viele ähnliche Fälle gab es bei Konflikten mit China, Libyen, Syrien, Ägypten und so weiter und so fort. Nichts ist gewöhnlicher im liberalen und nicht ganz so liberalen Kapitalismus als sich auf einen nicht klar definierten Absolutheitsanspruch der "absoluten" Kritik zu beziehen, um Widersacher zu kritisieren.
Schon im 19. Jahrhundert wurde diese feige und unlautere Methode von Marx und Engels entlarvt. In ihrer Schrift Die heilige Familie, oder Kritik der kritischen Kritik. Gegen Bruno Bauer & Consorten haben die beiden Begründer des wissenschaftlichen Sozialismus den unwissenschaftlichen und unernsten Charakter der "absoluten Kritik" herausgearbeitet. Unwissenschaftlich und unaufrichtig ist solche Kritik, weil sie keinen allgemein gültigen Maßstab auf alle kritisierten Erscheinungen anwendet, sondern je nach Lust und Laune einen gerade nützlichen Maßstab der Kritik nutzt und weil sie im Grunde eine völlig unpraktische und unnütze Befreiungsideologie predigen kann ohne praktisch überprüfbar zu sein. "Absolute" Kritik ist also einfach eine Rechtfertigungsideologie, die den Status Quo eines kritisierten Objekts oder die Tätigkeiten eines bestimmten Subjekts rechtfertigt. Sie ist damit in Wirklichkeit weniger eine Kritik als eine Apologetik oder Dogmatik mit kritischem Gestus. In der unverdauchlichen Sprache von Marx wird das auch so ausgedrückt:
"Die absolute Kritik beweist daher einerseits alles, was sich von selbst versteht, und außerdem viele Dinge, die das Glück haben, unverständig zu sein, sich also niemals von selbst verstehen werden. Andrerseits versteht sich ihr alles das von selbst, was einer Entwickelung bedarf. Warum? Weil es sich bei wirklichen Aufgaben von selber versteht, daß sie sich nicht von selber verstehn."
Selbstverständlichkeiten und Unverständlichkeit gehören bei der "absoluten" Kritik zusammen. Während für Marx und Engels die Lösung gesellschaftlicher Probleme nur durch gesellschaftliche Tätigkeit, gar durch "revolutionäre Praxis", möglich schien, war und ist das bei den Anhängern der "absoluten" Kritik anders. Sie geben sich mit Selbstverständlichkeiten und Unverständlichkeiten zufrieden oder auch unzufrieden. Jedenfalls kommen sie nicht dahin, die Kritik praktisch umzusetzen in kritische Praxis. Es wird im Grunde nur kritisiert, genörgelt, gejammert, geheuchelt und auf einander eingehämmert. Gelöst werden aber keine der großen gesellschaftlichen Probleme. Wozu auch? Der Absolutismus der liberalen Kritik dient ja nicht der Befreiung der proletarischen Massen, sondern der Rechtfertigung bürgerlicher Eliten.
Wenn wörtliche Hetze gegen Juden oder das Judentum nicht nachgewiesen werden können, was bei linken Kapitalismuskritikern äußerst selten der Fall ist, werden eben Argumente "logisch" abgeleitet oder frei erfunden. So werden Begriffe wie "struktureller" oder "sekundärer" Antisemitismus missbraucht, um aus der seriösen Antisemitismusforschung eine bloße politische Waffe gegen Widersacher zu machen. Es ist wie mit dem "Extremismus-" und "Totalitarismus"-Begriff: ursprünglich sinnvolle Begriffe werden zu politischen Kampfbegriffen gegen Alles, was zu radikal und revolutionär wirkt. Die Hauptsache dabei ist, dass der politisch Andersdenkende möglichst schmerzlich und dauerhaft diffamiert wird. Es geht eben nicht um wissenschaftliche, politisch seriöse oder emanzipatorische Kritik an politischen Konzepten. Es geht um Statuserhalt sozialer Milieus in der bürgerlichen Gesellschaft.
Die "absolute" Kritik ist aber nur eine Seite der liberalen Kritik. Die andere Seite ist die "kritische Kritik".
KenFM und die kritische Kritik
Die "kritische" Kritik heißt so, weil sie so dermaßen kritisch ist, dass sie doppelt kritisch ist. "Kritik" allein wäre nicht genug, um sie zu charakterisieren. Daher muss noch ein Attribut wie "kritisch" hinzukommen. Es ist das selbe "kritisch" wie bei der "Kritischen Theorie" à la Horkheimer, Grigat und Postone. Deren Theorien sind so dermaßen kritisch, dass sie schon nicht mehr kritisch sind. Bei der "kritischen" "Kritik" kommt es also zur doppelten Verneinung.
Marx und Engels polemisierten mit dem Begriff der "kritischen Kritik" gegen ihre ideologischen Widersacher um Bruno Bauer. Wie Marx und Engels waren diese Theoretiker Schüler Hegels, aber anders als Marx und Engels waren es keine Materialisten, sondern Idealisten. Idealisten sind Theoretiker, die nicht die lebendige Wirklichkeit in all ihren Facetten und Widersprüchen begreifen, sondern irgendwelche abstrakten und realitätsfernen Ideen im Kopf haben, woraus sie dann philosophische Systeme konstruieren. Solche idealistischen Systeme sind hochtrabende Entwürfe darüber, wie die Welt funktioniert und wie sie zu funktionieren habe. Aber eine nützliche Handlungsanleitung bieten sie selten. Meistens bleiben sie bei ihren Phrasen stehen. Diese "Philosophen" gefallen sich oft in ihrer abstrakten Philosophie, denn mit ihren weltfremden Begriffen heben sie sich über die Massen ab, was ihnen das Gefühl der Erhabenheit bietet. In Wirklichkeit sind sie schlicht überheblich, arrogant, ignorant. Und zwar mit System. Mit philosophischem System. "Kritische Kritik" ist Phrasendrescherei, um sich durch gedankliche Abgrenzung von den verachteten Massen wohler zu fühlen. Es geht dabei darum, sich selbst als besser zu interpretieren. Es geht darum, die Welt zu interpretieren, nicht sie zu verändern. Marx formulierte seine Kritik daran in dem berühmten Spruch:
"Die Philosophen haben die Welt nur verschieden interpretiert. Es kommt darauf an, sie zu verändern."
"Kritische Kritik" oder abstrakte Philosophasterei kommt auch bei Marxisten vor. Sie ist im Grunde unvermeidlich. Denn keiner kann die Realität völlig realistisch, wissenschaftlich und praktisch wirksam begreifen. Man kann sich diesem Ideal nur schrittweise annähern. Dennoch gibt es eine "Kritik", die weit über das notwendige Maß an Unwissenheit hinaus geht. Diese "kritische" Kritik ist ein grober Idealismus und ebenso grober Materialismus, der die eigene bürgerlich-elitäre Position idealisiert und die Position des proletarischen Ideologen als vulgäre Rattenfängerei uminterpretiert. Marx schrieb:
"Der grobe Materialismus der Ökonomen [...] ist ein ebenso grober Idealismus, ja Fetischismus, der den Dingen gesellschaftliche Beziehungen aus ihnen immanente Bestimmungen zuschreibt und sie so mystifiziert."
Thomas Seibert erklärt die "kritische Kritik" folgendermaßen:
"Die kritische Kritik ist das Vehikel, das Linken den Weg in den Zynismus ebnet. Der Zynismus ist die Zerrüttung dessen, was ein Subjekt zum freien Subjekt macht, sein Verrat an sich selbst. In Form der diffus-zynischen Vernunft ist der Zynismus die hegemoniale Ideologie einer Epoche, die auf das 'Ende der Ideologie' stolz ist, darin aber nur die Abwesenheit eines revolutionären Projekts feiert. Kritische Kritik ist dann aber, so lässt sich schließen, das Vehikel der Integration von Linken in eben diese diffus-zynische Vernunft. Sie gibt vor, von aller Ideologie frei und deshalb die eigentliche Kritik der Epoche zu sein. Dabei beweist das eine das andere und andersherum: ein Teufelskreis, in dem die Ideologie immer bei den Anderen liegt. So wäre knapp auf den Punkt zu bringen, warum die 'Kritik der kritischen Kritik' (Marx/Engels) nach wie vor eine Hauptaufgabe linker Selbstkritik ist."