Mittwoch, 14. Oktober 2015

Enttäuschungen und ein kleiner Appell an die Linke

Viele Linke sind etwas unehrlich, um es mal nett auszudrücken. Radikalisierte Arbeiterkinder nervt das natürlich ebenso wie aufrichtige Menschen. Gut, auch Linke sind nur Menschen mit Fehlern. Aber die Fehler sammeln sich halt an, obwohl diese Linken theoretisch, geschichtlich, politisch gebildet sind und viel organisierter und fähiger als ich z.B., da ich im Grunde immer ein künstlerisch-musisches Kind von Arbeitern war, das sich aber aufgrund von Missständen immer mehr radikalisiert hat. Kunst ist keine Beschäftigung für mich, weil ich sie für relativ unwichtig halte. Ich wär aber ein besserer Zeichner oder Maler geworden als etwa ein Soziologe oder Aktivist. Leider kam es unendlich oft zu Enttäuschungen durch die Linken, die doch eigentlich immer meine Vorbilder waren, seit ich reflektieren kann. Es gibt ekelhafte Intrigen, Heuchelei, aristokratische Herrenmentalität, Cliquenmentalität, politisch bedingte Kinderkrankheiten, Pseudoradikalismus, Arbeitertümelei, Sexismusvorwürfe gegen Prolls seitens kleinbürgerlich-intellektueller Sexisten, bildungsbürgerlich verschleierten Rassismus, Karrierismus und andere soziale "Krankheiten", mit denen die Menschen im Kapitalismus sich halt so infizieren. Alles menschlich. Aber so viele Linke tun so, als seien sie immun gegen all das, erhaben über weltliche Laster, perfekte Wesen halt. So, als hätten sie nicht nur gute Kritik und Perspektive, was sie in der Tat haben. So, als hätten sie die verfickte Wahrheit gerade dadurch für sich gepachtet, dass sie die nicht perfekten, nicht einwandfrei links tickenden Menschen mit ihrer linken Kritik demütigen. Ich kann darüber Vorlesungen halten. Jedenfalls ist die Linke leider trotz aller Bemühungen so oft so abgehoben. Und das nicht mal, weil wir viel Theorie machen, sondern weil wir uns unbewusst oder bewusst spürbar über die nicht astreinen Leute erheben. Face it: You are not fuckin' Lenin. You are not Luxemburg. Wer nicht Lenin ist, der soll sich auch nicht wie der Führer der Weltrevolution aufspielen. Und nicht mal Lenin selbst hat sich so von den Massen abgehoben, wie es heute unzählige Minilinke aus Köln Lindenthal oder Berlin Kreuzberg mehr oder weniger unabsichtlich tun. Lenin hat akzeptiert, dass es keine Revolution ohne die vielen Vorurteile, reaktionären Fantastereien und die Unreife der breiten Volksmassen geben kann. Die verschwinden mit viel Glück erst nach der gelungenen Umwälzung, mit noch mehr Glück bereits während der Umwälzung.
Der Appell ist also: Liebe GenossInnen, seid mal weniger asi zu nicht-perfekten Menschen, die vielleicht sogar das böse Wort Asi benutzen und ohne die ihr letztlich ewig herumdümpeln werdet in eurem linken Sumpf.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen