Sonntag, 16. März 2014

Rechte Tendenzen in Russland

Das Symbol der "Slawischen Union"
(russ. Славянский союз, "СС"/"SS").
In Russland gelten für rechte Tendenzen ähnliche Muster wie auch in anderen europäischen Ländern: die unsoziale und undemokratische Politik der Regierungen fördert seit langem die Unzufriedenheit der Bevölkerung. Proteste der Menschen gegen diese Politik werden staatlicherseits ignoriert oder unterdrückt. Die ungelösten sozialen Spannungen befördern aber nicht nur demokratischen Protest, sondern auch eine rechte Reaktion auf die Unfähigkeit des Staates.

Der Staat wiederum unterdrückt rechte Tendenzen nicht konsequent, sondern nutzt sie für sich aus. Denn rechte Gesinnungen sind ein probates Mittel zur Spaltung der Bevölkerung entlang ideologischer Linien und sind damit ein Ablenkungsmanöver, um über die sozialen Kernprobleme hinwegtäuschen. Daher werden rechtsextreme Organisationen nicht verboten und entmachtet, sondern an der staatlichen Leine gehalten. Nazipropaganda und faschistische Bewegungen können so legal agieren.

Das ehemalige Kernland der Sowjetunion hat daneben aber besondere Umstände, die die rechten Tendenzen enorm befördern. Russland und die Sowjetunion waren schon immer Vielvölkerstaaten, wobei die Russen die größte und bedeutendste Ethnie sind. Der Zerfall der Sowjetunion desillusionierte die Russen, denen es seitdem schwer fällt an eine sozialistische Alternative zu glauben. Politische Konflikte mit Polen, der Ukraine, dem Balkan, den zentralasiatischen Staaten und tschetschenischen Separatisten provozierten rassistische Ressentiments. Der Vielvölkerstaat war nun wie der Sozialismus in den Augen vieler Menschen endgültig gescheitert. Der katastrophale Privatisierungskurs der 90er stürzte Millionen von Russen zudem ins Elend und Not. Vielen erscheint eine nationale Wiedergeburt der Russen daher als einzige Lösung.

Die Erfahrung der stalinistischen Herrschaft und die extremen Zustände der 90er prägen noch heute den russischen Rechtsextremismus. Die rechten Kameradschaften Russlands sind auch wegen dieser Erfahrung die vielleicht gefährlichsten der Welt. Abgesehen davon, dass viele die NS-Bewegung offen als Vorbild anerkennen und äußerst gewalttätig sind, trainieren sie wie keine andere Nazi-Bewegung für den Bürgerkrieg und bilden paramilitärische Truppen aus. Nahkampf, Messerkampf, Schusswaffengebrauch, Bombenbauen und Ähnliches gehört zum Standard-Repertoire rechter Terrorgruppen in Russland. Zu ihrem Wahn von einem bereinigten "Russland für die Russen" gehört auch die verbrecherische Methode, Ausländer wie auch Linke und Homosexuelle zu terrorisieren, zu verletzen und zu demütigen, wobei Videos davon systematisch veröffentlicht werden. Unliebsame Gruppen sollen abgeschreckt und vertrieben werden.

Kameradschaften wie die "Slawische Kraft" und die "Slawische Union" ("SS") propagieren zudem die Vertreibung "schwarzer" Ausländer, die Einheit einer "weißen Rasse", den Zusammenschluss der Nazis des Westens, antimuslimischen Rassismus, die Rückbesinnung auf slawische Traditionen und "Ordnung" im Staate. In Russland gibt es auch christliche-orthodoxe Antisemiten, sogenannte Nationalbolschewisten, Nationalliberale und faschistoide Regierungsvertreter, deren rechte Tendenzen sich mit anderen Ideologien vermischen. Es ist kein ganz unrealistisches Szenario, dass in Russland wie in der Ukraine die rechte Regierung von einer Nazi-Regierung ersetzt wird.






Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen