"Alexithymia"?

Focus online über Alexithymie

"Wörtlich bedeutet Alexithymie: Nicht-Lesen-Können von Gefühlen."


"Die meisten Menschen mit Alexithymie sind im Alltag eher unauffällig. Viele von ihnen glänzen sogar durch besondere Fähigkeiten oder überdurchschnittliche Leistungen. Sie lieben klare Strukturen und können mit Veränderungen nur schwer umgehen. Viele alexithyme Menschen werden von ihrer Umgebung als introvertiert bezeichnet. Alexithymie wird in drei verschiedene Schweregrade unterteilt"

Der Stern online über Alexithymie

"'Alexithymie ist keine Krankheit, sondern ein Persönlichkeitsmerkmal', sagt Professor Harald Gündel, Ärztlicher Direktor der Abteilung Psychosomatik und Psychotherapie an der Medizinischen Hochschule Hannover. Warum Alexithyme unfähig sind, Gefühle bei sich und anderen wahrzunehmen und angemessen zu reagieren, hat verschiedene Ursachen. 'Alexithymie tritt unter anderem in Verbindung mit schweren seelischen Traumata auf', erklärt Gündel. 'Um nach einem schrecklichen Erlebnis nicht von starken Gefühlen überschwemmt zu werden, werden die Gefühle runtergedreht. Eine Art Schutzmechanismus.' Bei Soldaten beispielsweise wird nach Kriegseinsätzen oft eine vorübergehende Gefühlsblindheit festgestellt. Ist das Trauma überwunden, kann sich eine Gefühlsblindheit jedoch wieder etwas zurückentwickeln. Oft entsteht Alexithymie auch bei Menschen, die als Kinder nie gelernt haben, mit Gefühlen zurechtzukommen. Etwa weil man in der Familie nie darüber gesprochen hat oder weil die Eltern nicht in der Lage waren, ihre Gefühle zu zeigen."

Artikel über die "Seelenblindheit"

"Wie kommt es nur, wird sich wohl so mancher psychologisch Interessierte hin und wieder fragen, daß immer mehr Menschen immer rücksichtsloser zu werden scheinen? Die meisten der weitverbreiteten Erklärungsmodelle greifen auf die Erkenntnisse Freuds und einiger seiner Schüler (z.B. Fromm, Adler) zurück: sie erklären die mangelnde Empathie der Rücksichtslosen seit längerem mit Kindheitstraumata, mit emotionaler Vernachlässigung in der Kindheit, mit der Prügelstrafe, Mißbrauch und ähnlichem. Inzwischen hat sich herausgestellt, daß auch weitaus subtilere "Erziehungs"-Methoden zur Verringerung der Gefühlsfähigkeit führen können."

Alexithymia, Emotional Neglect & Capitalism: How are they related?

"Capitalism rewards people whose brains and relationships change to meet its demands, but it also expects them to pay the price of success. And the cost for some may be the sliver of grey matter connecting the two halves of the brain. Another potential drawback is increased anxiety, since without the ability to identify and name feelings, intense emotions can be overwhelming and indiscriminate, just as the meaning of alexithymia suggests. To protect from the onslaught, people with alexithymia often build walls around their hearts, damping down feelings, and in the process, limiting opportunities for emotional connection with others.
How is capitalism “cured”? Probably the same way alexithymia is cured, or at least alleviated: by increased opportunities for playing, loving, and just being.
I believe that in the well-armored heart of every alexithymic person–as well as every industrious, over-focused individualist–is a longing for tenderness and connection. And the good news is our brains are forever growing, continually redefining “normal,” changing the person, but also potentially changing society as well."



Die Freie Universität Berlin über "verlorene Emotionen"

"Die erste und wichtigste Frage – zugleich wahrscheinlich auch die schwierigste – lautet dabei: Haben diese Menschen weniger oder kaum Gefühle, oder können sie diese nur nicht benennen?

Dafür, dass ein gewisser Grad innerer Erregung, ein „Arousal“, auch alexithyme Menschen befällt, spricht einiges, allem voran der Umstand, dass Betroffene überdurchschnittlich häufig über körperliche Beschwerden klagen, für die Ärzte keine organische Ursache finden. Solche organisch unerklärlichen Störungen sind neben Depressionen die einzigen Symptome, wegen derer Menschen mit Alexithymie überhaupt Psychiater aufsuchen Das Phänomen an sich erzeugt erst einmal Leidensdruck – nicht bei den Betroffenen und auch nicht bei deren nächsten Angehörigen: Die kennen den Alexithymen meist gar nicht anders und schätzen eher seine unaufgeregte, kühl-distanzierte Art; allerdings sind häufige, frustrierende Arztbesuche wegen diffuser körperlicher Beschwerden eine zunehmende Belastung für den Alexithymen und seine Umgebung. Betroffen ist auch die Gesellschaft wegen der mit der Krankheit verbundenen hohen Arztkosten. Eine Ausnahme bilden Menschen, die erst nach einer traumatischen Belastung alexithyme Symptome zeigen – wie Heike Mankert. Sie erleben sich als verändert, und auch Familie und Freunde bemerken den Verlust an Emotionalität."

Disarstar - "Schicksal" (Liedtext)

"[1.]
Ich nehm' den Joint in die Hand und ich nehm' paar Zügeich könnt' sagen mein Leben ist fröhlich, doch ich will nicht lügenich denk' zurück, ist es das Gleiche, wie es damals war?ich bin abgefuckt, schönen Dank an Vater Staat, wo war Vater Staat, als er mich geschlagen hat?ich hab 'ne Faust bekommen, für mich war nie ein Vater dawar betrunken, weil er immer nur betrunken istMama ich bin voll Liebe und ich wei?Ÿ, dass sie ihm unterliegtund wer war für mich da?die Stra?Ÿe hat mich aufgenomm'morgens früh abhau'n und erst abends spät nach Hause komm'wie soll man morgens aufsteh'n und zur Schule fahr'nwenn die Nacht lang geschrie'n wurde?nicht mal das Jugendamt kümmert sich darumsagen, dass ich 'ne Zukunft habdie reden nur
die Narben in meinem Kopf, sie bluten starkdu kannst es Zufall nenn', ich nenn' das Schicksalsschlagund würd ich nicht rappen, man, dann wär ich heute nicht mehr da
[Refrain]
es ist ein Schicksalsschlag, was das Leben zu bieten hatich hatt als Kind schon Sorgen, die du niemals haben wirstich finde neue Kraft, denn heute bin ich Disarstarich geh meinen Weg und keiner von euch kriegt mich bis mein Atem stirbt
es ist ein Schicksalsschlag, was das Leben zu bieten hatich hatt als Kind schon Sorgen, die du niemals haben wirstich finde neue Kraft, denn heute bin ich Disarstarich geh meinen Weg und keiner von euch kriegt mich bis mein Atem stirbt
[2.]
ich hänge an der Flasche, damit ich mal vergessen kanndann komm die Bullen und nehmen mich mit und meinen ich hätte Stress gemachtwer mich noch retten kann?ich frag mich, ob die Narben heilen, war ich stark verzweifeltwann kommen andere Zeiten?wann komm ich raus, raus aus dieser Schei?Ÿe hier?der Schmerz ist eingraviert, was ist über die Zeit passiert?Papa hat geschlagen und beleidigt, viel zu viel gesehenich guck in' Himmel, man, und frag womit ich es verdienhab ich das verdient? nein man, ich verdien es nichtich frag mich seit ich denken kann, warum ich keine Liebe kriegkein Grund zum Lieben, weil die Seele eingefroren scheintich will das alles nicht, ich will einfach frei von Sorgen seindenn ich hab Angst vor dem, was das Leben zu bieten hatich raff mich auf und zieh in' Kampf, doch Leben ist ein Niederschlagich hab vertrauen verlernt, ich spür keine Liebe mehrich nehm den Zettel und den Stift und dann verzieht der Schmerz
[Refrain]
es ist ein Schicksalsschlag, was das Leben zu bieten hatich hatt als Kind schon Sorgen, die du niemals haben wirstich finde neue Kraft, denn heute bin ich Disarstarich geh meinen Weg und keiner von euch kriegt mich bis mein Atem stirbtes ist ein Schicksalsschlag, was das Leben zu bieten hatich hatt als Kind schon Sorgen, die du niemals haben wirstich finde neue Kraft, denn heute bin ich Disarstarich geh meinen Weg und keiner von euch kriegt mich bis mein Atem stirbt" 

Werner Stangl über "Alexithymie, Gefühlsblindheit"

"Alexithymie ist keine Krankheit im eigentlichen Sinn, sondern ein in der Bevölkerung bei etwa zehn Prozent anzutreffendes Persönlichkeitsmerkmal. Die meisten großen bevölkerungsrepräsentativen Studien stammen aus Skandinavien, in denen mit dem TAS-20-Fragebogen Alexithymie erhoben wird. Die Ergebnissen zeigen, dass mehr Männer, aber auch mehr Menschen mit niedrigem sozio-ökonomischen Status, Menschen mit geringer Bildung und ältere Menschen davon betroffen sind. In der klinischen Praxis findet man allerdings mehr Frauen als Männer, vor allem im Zusammenhang mit Schmerzstörungen, während man bei einigen vermutlich durch Alexithymie induzierten Erkrankungen - vor allem Süchten - mehr Männer findet.
[...]
An Ursachen für die Alexithymie vermutet man nach einer Studie mit fast 8800 Zwillingspaaren genetische Faktoren, aber auch emotionale Vernachlässigung in der frühen Kindheit ist ein wichtiger Faktor bei der Entstehung der Alexithymie, denn Kinder müssen mit Hilfe der Eltern erst lernen, den vielen körperlichen Gefühlsregungen wie Schwitzen oder Bauchgrummeln Wörter wie Freude, Wut oder Angst zuzuordnen. In einer gefühlsarmen Familie aufzuwachsen macht es für die Kinder schwierig, das zu lernen. Studien konnten bereits zeigen, dass das Ausmaß der Gefühlsblindheit bei beiden Elternteilen direkt mit der ihrer Kinder zusammenhängt. Eltern, die ahnen, dass sie selbst gefühlsblind sind, sollten daher gemeinsam mit ihren Kindern zum Therapeuten gehen. In einer gefühlsarmen Familie aufzuwachsen macht es für Kinder schwierig, die richtige Einordnung ihrer Erregungen zu lernen, wobei Studien zeigen, dass das Ausmaß der Gefühlsblindheit bei beiden Elternteilen direkt mit der ihrer Kinder zusammenhängt. Eltern, die ahnen, dass sie selbst gefühlsblind sind, sollten gemeinsam mit ihren Kindern zum Therapeuten gehen. In der klinischen Anamnese wird daher meist nach einem frühen Defizit gefragt, dass durch genetische oder Umweltfaktoren oder aber auch frühe traumatische Einflüsse aufgetreten sein könnte. Alexithymie kann aber auch in manchen Fällen als ein Schutzfaktor angesehen werden, was bedeutet, dass die oder der Betroffene so viele negative Erfahrungen machen musste, dass er sich vor zu intensiven, vor allem aber negativen Gefühlen unbewusst abschirmt. Daher gibt es Hinweise darauf, dass der Zugang zu den eigenen Gefühlen auch durch physischen oder sexuellen Missbrauch aus Schutz verstellt werden kann."

Ein online Test zur Frage, ob du alexithymisch sein könntest :-D

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